Noja bis San Sebastian

Wir hatten es eilig, schließlich wollten wir Lluis & Marian um 16:00 Uhr in San Sebastian treffen. Da wir erst um 13:00 Uhr den Campingplatz verließen (das Übliche halt: Fahrbereitschaft herstellen, Wasser auffüllen, etc.) und auch noch für ein Mittagessen stoppten, kamen wir erst um 17:00 Uhr an. Und das auch nur, weil wir gute 170 km auf der Autobahn fuhren. Am Treffpunkt warteten nicht nur Lluis & Marian mit ihren beiden Hunden auf uns, sondern auch noch Joxan, ein Einheimischer, den Lluis & Marian ebenfalls in Marokko kennengelernt hatten. Joxan will uns die nächsten Tage San Sebastian und die Umgebung zeigen. Voll klasse, nur mit einem Problem: Joxan spricht wie Claudia kein Englisch. Also übersetzten Lluis & Marian vom Spanischen ins Englische und ich erklärte Claudia das dann auf Deutsch. Fast schon wie stille Post.

Kaum waren wir angekommen und einander vorgestellt, fuhren wir schon weiter. Nach Pasajes de San Juan, einem kleinen aber besonders wehrhaften baskischen Dorf. Für die, die es nicht wissen: das Baskenland, wie auch Katalanien (woher Lluis & Marian stammen), wollen die Unabhängigkeit von Spanien. Das Baskenland verleiht dieser Forderung mit Bomben Nachdruck. Nach der Franko-Diktatur entstand 1959 die Terrororganistaion ETA ("Euskadi Ta Askatasuna", "Baskenland und Freiheit"). Seitdem gibt es bis Heute immer wieder Terroranschläge in ganz Spanien, nicht nur dem Baskenland.

Unten sitzen wir im Kaffee und Rechts das Rathaus, mit baskischer Flagge und Transparent "Wir wollen Unabhängigkeit"

Soll bedeuten "Guardia Civil, kehrt heim"

Ein hübsches Dorf, mit kleinen schmalen Gassen...

...wo sich Nachbarn gegenseitig ins Zimmer sehen können...

...die zu kleinen Plätzen führen...

...und Torbögen, durch die gerade noch die Autos passen

Am Abend wurden wir in eine Bask Sociedad eingeladen, ein ganz besonderes Priveleg. Bei den Sociedades handelt es sich um eine Art Privatclub, in dem sich Männer treffen, um zu Kochen, zu Essen und zu Reden. Anfangs traf man sich, um gemeinsam Sport zu treiben und danach einen Happen zu essen. Das mit dem Sport hat man dann irgendwann sein lassen und jetzt geht es hauptsächlich ums Essen. Von diesen Sociedades gibt es unendlich viele, und so ziemlich jeder Baske ist Mitglied in einer. Früher konnten nur Männer Mitglied werden, doch allmählich öffnen sich die Sociedades für Frauen. Mit einer Einschränkung, Frauen dürfen die Küche nicht betreten. Sie dürfen Essen, aber das war es dann auch schon. Neben Joxan waren noch Fidel, Matias und Iosu dabei. Wie sich herausstellte, waren die vier zusammen in Marokko und trafen dort Lluis & Marian. In dieser Sociedad war Fidel das Mitglied, alle andern am Tisch waren Gäste. Wir merkten schnell, dass die Männer sich in der Küche auskannten. Das Essen war einfach megalecker! Wir verstanden zwar keinen, aber es war trotzdem lustig. Ehe wir uns versahen war es 3:00 Uhr morgens und wir fielen todmüde ins Bett.

San Sebastian, 24. April 2008

Die vier Basken waren schon seit 6:00 Uhr wieder auf den Beinen. Sie mussten zur jährlichen Untersuchung, da sie in San Sebastian als Busfahrer arbeiteten. Wir konnten immerhin bis 9:00 Uhr schlafen und waren trotzdem todmüde. Um 10:30 holten uns Joxan, Fidel und Iosu ab, für einen kleinen Spaziergang entlang des Strandes und durch die Altstadt. Der kleine Spaziergang zog sich über sechs Stunden. Am Besten gefielen uns die Pintxos (ausgesprochen als Pintschos). In der Art wie Tapas, nur viel reichhaltiger. Zur Mittagszeit zogen wir durch die Bars und aßen in jeder einen kleinen Happen und tranken dazu einen kleinen Schluck Bier. Eine klasse Erfindung! Wieso gibt es sowas nur im Baskenland?

Die Muschelbucht, eine der drei Buchten San Sebastians, von der einen Seite...

...und von der anderen Seite gesehen

Erinnert irgendwie an Rio, der Hügel mit der Statue

Der Leuchtturm auf der kleinen Insel ist schon stillgelegt

Die Ufermauer, solide gebaut und doch bei einem Sturm im März beschädigt worden

So alte Gebäude haben einfach Charme

Einer der Zugänge zur Altstadt...

...mit breiteren Gassen...

...und großzügigen Plätzen (vorne sind Claudia, Lluis, Joxan, Fidel und Marian zu sehen)

Der Elefant, Glubschi und Joxans Auto friedlich nebeneinander

Nach einer kleinen Siesta ging es um 21:00 wieder los. In eine etwas seltsame Art von Restaurant. Es führte nur eine kleine, schlechte Strasse hin. Keine Wegweiser, keine Ausschilderung, gar nichts. Selbst am Restaurant keinerlei Kennzeichen, dass es etwas gibt. Nur einen größeren Parkplatz, auf dem bereits reichlich Autos standen. Das Restaurant war eigentlich gar kein Richtiges. Es sah mehr aus wie ein Biergarten in einer großen Halle. In verschiedenen Räumen standen ausserdem riesige Holzfässer und Edelstahltanks. Willkommen in einer Cideria! Früher war es so, dass die Leute zum Cidre probieren kamen und ihr eigenes Essen mitbrachten. Jetzt kann man Cidre probieren und auch Essen bestellen. In regelmäßigen Abständen rief der Wirt Txotx (ausgesprochen als Tschotsch) und alle Gäste standen mit ihren Gläsern auf, um den nächsten Cidre zu zapfen.

Fidel erklärt wie es gemacht wird und Marian,... (© Lluis)

...Lluis... (© Marian)

...und ich fangen den Cidre aus dem Strahl, den der Wirt laufen lässt (© Marian)

Neben dem Cidre gibt es natürlich mehrere Gänge zu essen (© Marian)

Am Ende sind alle satt und happy (von links: Joxan, Fidel, Marian, Lluis, ich und Claudia) (© Lluis)

San Sebastian, 25. April 2008

Obwohl es gestern nicht so spät werden sollte, kamen wir doch erst wieder um 1:30 Uhr morgens ins Bett und die Basken hatten wieder kein Erbarmen mit uns. Wir standen um 7:30 Uhr auf, da Joxan uns um 9:00 Uhr für eine kleine Wanderung in der Umgebung zwischen Pasajes de San Juan und San Sebastian abholte. Die Tour war nicht besonders anstrengend, aber wir legten uns danach so gegen 14:30 nur mal kurz hin und schliefen prompt ein.

Im Hintergrund ist der Leuchtturm der Hafeneinfahrt von Pasajes de San Juan zu sehen

Kein Sandstrand mehr...

...nur noch schroffe Felsküste...

...und starke Brandung (© Lluis)

Der Weg führt am flach abfallenden Hang entlang

Immer wieder bizarre Felsformationen am Wegesrand

Kurz vor San Sebastian ... ein Pferd

Der Blick auf San Sebastian ist einfach grandios, hier lässt es sich sicher gut leben

Unser Kampf gegen die Pintxos (von links: Marian, ich und Claudia) (© Lluis)

Bis 23:00 Uhr mussten wir abfahrbereit sein, da dann Joxans Dienst zu Ende war. Morgen findet in Rentería das Apfelfest statt und das heisst Cidre bis zum Abwinken. Damit wir zu Fuß hingehen können, wollten wir noch heute Nacht hinfahren und in der Nähe des Festes parken.