Die Abfahrt aus Bilbao verzögerte sich mal wieder etwas. Erst hieß es, wir fahren gestern um 22:30 Uhr, dann wurde daraus auf einmal heute um 02:00 Uhr nachts und schließlich legten wir um 17:30 Uhr endlich ab. Die Kommunikation auf dem Schiff könnte durchaus besser sein, aber zum Glück haben wir keine Termine.
Besser konnten wir es gar nicht erwischen. Das Wetter wurde mit jedem Tag schöner, die Sonne schien vom Himmel, das Meer war fast glatt und es wurde allmählich angenehm warm. Nur wie Urlaub war es nicht. Um 7:30 Uhr gab es Frühstück, danach etwas Spanisch lernen, um 11:00 Uhr bereits das Mittagessen, dann die Reiseführer durcharbeiten, um 16:00 Uhr etwas Kaffee trinken, weiter mit den Reiseführern arbeiten, um 18:00 Uhr das Abendessen, anschließend endlich etwas Freizeit, bevor es ins Bett ging. So vergingen die Tage rasend schnell. Wir hatten vorher wirklich befürchtet uns würde auf dem Schiff schnell langweilig werden und nahmen daher stapelweise Bücher mit. Die lagen alle noch ungelesen auf dem Bücherregal!
Ein normaler Tag für uns ... Claudia sucht Informationen und ich plane die Route
Am Sonntag kam etwas Abwechslung in unser Leben, wir bekamen eine offizielle Führung auf der Brücke. Auch sonst waren wir dort immer herzlich willkommen, solange der Kapitän nicht anwesend war. Auf der Brücke gab es außer einem kleinen Lenkrad nur noch riesige Monitore und ein paar kleine Anzeigen. Nur der große Kartentisch mit den Seekarten erinnerte an die guten alten Zeiten der Seefahrt. Ansonsten lief alles vollautomatisch ab. Auf der elektronischen Karte wurde der Kurs abgesteckt, das GPS ermittelte die aktuelle Position, das Radar meldete weitere Schiffe und der Autopilot steuerte das Schiff auf dem vorgegebenen Kurs. Kam uns ein anderes Schiff zu nahe, steuerte der Autopilot automatisch darum herum und nahm danach wieder den festgelegten Weg auf. Die beiden Offiziere auf der Brücke waren nur nötig, um alles zu überwachen und nach kleinen Booten zu schauen, die das Radar übersehen könnte.
Nach 12 Tagen unser erster Security-Drill (© Bruno)
Was für herrliche Sonnenuntergänge auf dem Meer
Anscheinend wurde unser Koch Michele danach bezahlt, wie viele Kilos Gewicht die Gäste während der Reise zulegten. Anders war der Wahnsinn nicht zu erklären, den er als Weihnachtsmenü bezeichnete. Bereits die Vorspeisenplatten hätten völlig gereicht. Dann kamen noch Nudeln mit Hummersauce als erster Gang und der zweite Gang bestand eigentlich aus fünf Gängen. Erst mal Garnelen in Cognac, dann Truthahnrollbraten mit Walnusssauce, danach Grana- und Mozarellascheiben mit Tomaten, zur Abwechslung ein paar Nüsse, gefolgt von Obstsalat. Während wir halb starben, baute die Küchencrew noch die Platten mit den Süßspeisen auf. Um uns den Rest zu geben, wurde zum Abschied noch Spumanti gereicht. Nach vier Stunden nahmen die Qualen endlich ein Ende und wir fielen erschöpft in die Betten.
Auf dem liebevoll gemachten Menü...
...sah alles noch harmlos aus
Das waren nur die Vorspeisen...
...lauter leckere Sachen...
...mit der Schinkenfontäne als Höhepunkt
Aber zuerst gab es vom Chefkoch persönlich eine Bowle...
...bevor der Kapitän, der Chefkoch und der 1. Offizier das Buffet eröffneten
Der erste der fünf zweiten Gänge
Zum Abschluss die Süßspeisen...
...mit der zentralen Riesentorte (die keiner mehr anrührte)
Am Ende war der Chefkoch total geschafft
Nach einer unruhigen Nacht, der volle Bauch ließ uns nicht schlafen, erreichten wir nach zwei weiteren Mahlzeiten gegen 13:00 Uhr Dakar. Wären da nicht so viele schwarze Menschen auf der Straße und die Offiziellen der Hafenbehörde nicht so korrupt, man könnte den modernen Ort fast für einen Südeuropäischen halten. Bis unsere Mitreisenden allerdings das Schiff verlassen durften, schleppten die senegalesischen Beamten erstmal palettenweise Cola und stangenweise Zigaretten von Bord.
Die Skyline Dakars links...
...und rechts hinter uns
Zum Entladen der Container müssen erstmals die eigenen Kräne eingesetzt werden
Am Kay neben uns hat sich ein amerikanisches Schiff eingeigelt (man beachte den Container-Zaun)