Conakry (Guinea) bis Freetown (Sierra Leone)

Von Conakry nach Freetown waren es nur 130 km Luftlinie und entsprechend gemütlich ließ es der Kapitän angehen, damit wir nicht in der Dunkelheit ankamen. Kurz nach Sonnenaufgang, so gegen 7:20 Uhr, lag Freetown in Sichtweite. Eine riesige Stadt, die auf den ersten Blick ganz ordentlich aussah und keine Spuren von den dekadenlangen Bürgerkriegen zeigte. Kleine Buchten, üppige tropische Wälder, hübsche Villen entlang der Hügel und moderne Hochhäuser im Morgennebel. Erst durch das Fernglas erkannte man das wahre Elend, provisorische Behausungen aus Wellblech entlang der Küste und um den Hafen.

Wie bereits in Conakry und Banjul galt wieder die höchste Sicherheitsstufe. Die Zugänge zu sämtlichen Transportdecks waren versperrt und am Schiffseingang standen Wachen, die verhinderten, dass Hafenarbeiter auf das Schiff kamen. Die Mannschaft und die drei in Dakar angeheuerten Helfer fuhren die Fahrzeuge vom Schiff auf den Kay, wo sie dann von den Hafenarbeitern übernommen wurden. Für die drei Helfer war hier Endstation, sie mussten mit dem Bus zurück nach Dakar fahren. Bei der Crew verbesserte sich allmählich die Stimmung wieder. Endlich der letzte afrikanische Hafen, jetzt geht es nach Südamerika.

Wir nähern uns Freetown...

...sieht gar nicht nach endlosen Bürgerkriegen aus

Ein Jammer, alte Kolonialhäuser verfallen, daneben entstehen Wellblechhütten

Laut Sierra Leones Internetseite soll Freetowns Hafen der schönste Hafen sein. Von was? Von Sierra Leone? Wahrscheinlich! Für uns war es der unsicherste und chaotischste Hafen der bisherigen Reise. Die Fahrzeuge fuhren von der Rampe, mussten halten, wurden von sehr wichtig tuenden Männern mit Schreibbrettern inspiziert, verstopften die Ausfahrt und behinderten die Entladung der folgenden Fahrzeuge. Währenddessen wurde neben uns ein Frachter mit Reissäcken entladen. Die ersten Ladungen stapelten die Arbeiter ordentlich auf LKWs, von bewaffneten Uniformierten bewacht. Nachdem diese LKWs samt Eskorte davon fuhren, wahrscheinlich zur Kaserne, damit die arme Armee/Polizei nicht hungern muss, brach das Chaos aus. Es stand zwar wieder ein LKW vor dem Schiff der beladen werden sollte, aber sobald eine Ladung vom Schiff auf die Ladefläche gehievt wurde, stahlen die drumherum stehenden Leute einen Sack nach dem Anderen. Bis die nächste Ladung vom Schiff kam, war der LKW bereits wieder leer geräumt. Währenddessen sah man lauter Reissäcke auf schwarzen Beinen durch das zugestellte Gelände flitzen.

Freetowns Hafen, der schönste Hafen ... von was?

Neben uns wird ein Frachter mit Reissäcken leergeräumt, entladen würde ich das nicht nennen

Autos die noch rollen werden geschupst...

...ansonsten halt getragen

Sobald sie an Land sind, werden sie von Menschenmassen umringt

Das Chaos ist perfekt, nichts geht mehr (klasse, ein Auto im Laster auf einem Laster)

Afrikanische Verkehrsführung, wer am stärksten qualmt hat Vorfahrt

Unbeirrt jonglieren die schwarzen Helfer leere Container in den Schiffsbauch...

...während im Hintergrund Reissäcke vorbeilaufen

Die Schicht ist zu Ende, mit einem Stapel Reissäcken geht es nach Hause