S45°27,472 W72°22,769 bis S42°23,371 W73°47,013

Wir standen mitten in der Nacht um 6:15 Uhr auf und kamen um 10:00 Uhr am Schalter der Fährgesellschaft an. Anfangs hieß es, das Schiff sei voll mit Fahrzeugen, aber schließlich es gab doch noch einen Platz für Glubschi. Nach einer Stunde und mehreren Telefonaten der Angestellten hatten wir endlich die Tickets in der Hand. Die Abfahrt verzögerte sich allerdings um eine Stunde, da in strömendem Regen mit Schweißgerät und Flex an der Rampe der Fähre gearbeitet wurde. Als die Fähre dann beladen wurde, mussten wir rückwärts auf die Fähre fahren und wurden vor einem uralten Mercedes Laster platziert, der zwölf Rinder und ein Pferd geladen hatte. Kaum standen wir, fing die Besatzung an, die anderen LKWs (Autos waren keine an Bord) mit fetten Ketten, massiven Haken und kräftigen Spannern festzuzurren. Wir bekamen schon Angst, dass sie mit solchem Gerät unserem Glubschi die Räder abreißen würden. Da wir die ganze Zeit skeptisch zuschauten, holten sie einfache Ratschengurte und verlaschten uns damit. Als wir um 13:00 Uhr ablegten, schien über dem Hafen die Sonne. Wenn das kein gutes Zeichen ist!

Die Fähre ist nicht einmal zu einem Drittel belegt...

...als wir in Puerto Chacabuco ablegen

Die Fahrt durch den Seno Asién verlief völlig ruhig und Claudia kochte uns was Leckeres. Wir wunderten uns schon, weshalb sie die Fahrzeuge so festgezurrt hatten. Das Schiff verließ den Fjord und fuhr zwischen Inseln hindurch bis Puerto Aguirre. Als es dunkel wurde, legten wir uns ins Bett und freuten uns auf eine ruhige Nacht in Glubschi. Von wegen! Kaum hatten wir den Hafen verlassen und kamen in den Canal Moraleda, wussten wir, weshalb so kräftig verlascht wurde. Die Fähre schunkelte kräftig, Glubschi schunkelte noch viel mehr und wir flogen im Bett hin und her. An erholsamen Schlaf war nicht zu denken. Erst im Canal Puyuguapi wurde es ruhiger und wir verschliefen den Stopp in Puerto Cisnes.

Hier gibt es keinen Hafen, die Leute werden mit Booten zur Fähre gebracht

Als wir aufstanden, befanden wir uns im Canal Jacar und das Schiff glitt ruhig dahin. Wir freuten uns schon und genossen das Frühstück in den eigenen vier Wänden. Die Ruhe erledigte sich, als wir zurück in den Canal Moraleda kamen. Die Wellen schlugen höher als Gestern und dazu kam ein kräftiger Wind. Glubschi schwankte so stark, dass bereits die zwei Meter zum Kühlschrank eine echte Herausforderung und etwas zu Kochen unmöglich war. Den Versuch das Tagebuch zu schreiben brach ich ab und wir nahmen lieber eine Pille gegen Seekrankheit und legten uns hin. Nachmittags erreichten wir Melinka auf der Isla Ascensión und im Windschatten der Insel lag das Schiff mal wieder ruhig. In der Abenddämmerung legte das Schiff ab, um das letzte Stück nach Quellón zurückzulegen. Solange wir die Insel neben uns hatten, lief es problemlos. Als wir aber in den Golfo Corcovado kamen, stürmte es von vorne und die Wellen schlugen über die Bordwand. Einmal spülte eine Welle von rechts über Glubschi, und wir standen ganz links, mit drei Reihen LKWs neben uns! Irgendwann waren Wind und Wellen stärker als der Schiffsmotor und der Kapitän gab auf und kehrte in den Hafen zurück.

Die Nacht im Hafen war himmlisch! Kaum Wellen, kaum Wind, kaum Schunkeln. Wir schliefen wie die Steine und wachten erst auf, als das Schiff losfuhr. Im Golfo Corcovado hatte sich unserer Meinung nach nicht viel geändert. Die Wellen spülten die Fahrzeuge und der Wind blies nur etwas weniger kräftig. Das reichte aber, dass sich die Fähre mit 7 km/h durch die See kämpfte. Nach ein paar Stunden hatten wir endlich die Insel Chiloé neben uns und das Meer wurde ruhiger und die Fähre kam flott voran. Gegen 13:30 Uhr legten wir im Hafen von Quellón an und waren damit ziemlich genau 48 Stunden unterwegs, statt geplanter 30 Stunden. Die armen Rinder in dem LKW hinter uns! Für uns war es ein Höllentrip, was mussten die Tiere erst durchmachen?

Die Fähre rollt von links nach rechts...

...die Wellen schlagen über die Bordwand...

...und die Tiere würfelt es durcheinander

Das Wetter auf der Insel Chiloé überzeugte so wenig wie das in Coihaique, es regnete, war aber wenigstens nicht mehr kalt, sondern nur noch kühl. Die Landschaft erinnerte stark an Bayern, wie das Wetter. Darauf hatten wir keine Lust und fuhren durch bis es dämmerte. Die Stellplatzsuche erwies sich als ziemlich schwierig, überall standen Zäune und alle paar Meter Häuser. Dann halt einen Campingplatz! Selbst das war nicht einfach, erster Versuch in Chonchi - überhaupt nichts, zweiter Versuch in Castro - nicht schön aber teuer, dritter Versuch bei Llaullao - ganz nett und günstig. Die Duschen waren zwar nicht besonders, aber wenigstens hatten wir einen Platz zum Schlafen. Ohne Wind und ohne Schunkeln!