S23°17,2 W68°10,445 bis San Pedro de Atacama

Wir wussten jetzt, was die Parkranger mit "muy frio" (sehr kalt) meinten. In der Nacht hatten wir -12° und am Morgen war erstmalig unsere Abwasserleitung eingefroren. Als wir losfuhren, hatte es immerhin schon 8° und in der Sonne wurde es schnell warm. Um 11:30 Uhr kamen wir in San Pedro de Atacama an und wollten als erstes unser Visum verlängern lassen, da wir nur noch sechs Tage hatten und noch einiges anschauen wollten. Obwohl sämtliche Ein-/Ausreiseformalitäten für die Grenzen zu Argentinien und Bolivien hier erledigt werden, war das nicht möglich. Dafür müssten wir zur Bezirksverwaltung in das 94 km entfernte Calama. Der Grenzbeamte meinte, es wäre viel einfacher die 53 km zur bolivianischen Grenze zu fahren und dort Ein- und Auszureisen.

Nachdem wir zu Mittag gegessen und einen netten Campingplatz im Ort gefunden hatten, beschlossen wir, den Kurztrip nach Bolivien anzugehen. Wir starteten um 14:45 Uhr und waren 15 Minuten später offiziell aus Chile ausgereist und auf dem Weg nach Bolivien. Dumm nur, dass ich die Karte nicht genau angeschaut hatte. Sonst hätte ich bemerkt, dass wir über einen 4.600 m hohen Pass mussten, um zur 4.480 m hoch gelegenen bolivianischen Grenzstation zu gelangen. Die ersten 5 km ging es flach dahin, dann stieg die Straße leicht an und wurde gemächlich immer steiler. In gleichem Maße wurde es Glubschi immer wärmer. Kurz vor dem Pass schlichen wir mit 30 km/h dahin, die Öltemperatur pendelte sich bei 125° ein und das Kühlerwasser kochte mit 100° friedlich vor sich hin. Alles in allem hatte sich Glubschi wacker geschlagen.

Um 16:20 Uhr hatten wir es geschafft, wir standen vor dem bolivianischem Grenzposten. Einer ungeheizten, zugigen Baracke in der Mitte von Nirgendwo und draußen war es richtig kalt. So standen wir frierend vor dem Grenzbeamten und bekamen zu hören, dass eine Ein- und gleichzeitige Ausreise nicht möglich sei. Wir müssten mindestens 24 Stunden in Bolivien bleiben. Als wir ihm erklärten, dass wir keine 24 Stunden in dieser Höhe bleiben könnten, da wir bereits jetzt nach Luft japsten, kam er mit einer anderen Lösung. Die Einreise koste immer 21 Bolivianos, der Eintritt in den angrenzenden Nationalpark 30 Bolivianos, mache insgesamt 51 Bolivianos pro Person, wenn wir weiterführen. Das wären dann 5.000 chilenische Pesos (eigentlich nur 4.000, aber man rundet halt großzügig). Aus einem nicht nachvollziehbaren Grund verdoppelte er noch die Summe und meinte, wenn wir ihm 20.000 chilenische Pesos (ca. 25 Euro) bar auf die Hand gäben, könne er uns die zwei benötigten Stempel in den Pass drücken. Aber das dürften wir natürlich nicht weitersagen, da es ja illegal wäre. Was war jetzt illegal? Die zwei Stempel oder das Schmiergeld? Nach einer Stunde hatten wir keine Lust mehr das herauszufinden und bezahlten die geforderte Summe. Ein netter erster Eindruck! Wahrscheinlich sind die restlichen bolivianischen Beamten nicht weniger korrupt und wollen für alles mögliche Geld von uns.

Nachdem wir die Stempel endlich im Pass hatten, rollten wir wieder hinab auf 2.440 m nach San Pedro de Atacama und reisten völlig problemlos in Chile ein. Jetzt durften wir weitere 90 Tage hier bleiben. Was für eine Aktion, bloß um ein paar Tage länger bleiben zu können!

Ohne diesen Fluss gäbe es Toconao nicht

San Pedro de Atacama, 21. bis 22. Juni 2009

San Pedro de Atacama, ein kleines Dorf in einer Oase am Rand des Salar de Atacama. In jedem zweiten Haus ein Hostal oder ein Restaurant oder ein Touranbieter oder ein Andenkenladen. Außer Touristen gab es hier nichts zu sehen. Wir waren nur hier, um unsere Wäsche zu waschen und uns an die Höhe zu gewöhnen. Claudia machte die Höhe schwer zu schaffen und wir beschlossen, nicht höher zu gehen. Damit waren die Geysire von Tatio und Korruptistan (ich meine natürlich Bolivien) für uns gestorben. Um Bolivien tat es uns nicht leid, wir hatten von mehreren gehört, dass die Straßen schlecht, die Menschen mühsam und die Beamten korrupt seien. Letzteres können wir aus eigener Erfahrung bestätigen. Dann fahren wir halt nach Brasilien und schauen uns dort genauer um.