PP Copahue Caviahue bis PN Lanin

Von anderen Reisenden aus Hannover, die wir vor ein paar Tagen auf der Piste nach El Huecú getroffen hatten, bekamen wir den Tipp, dass die Ruta 23 sehr schön sei und die Schotterteile auch gut zu fahren wären. Da die Ruta 40 hier wenig abenteuerlich war und die Ruta 23 zudem näher an den Nationalparks verlief, änderten wir kurzerhand unsere Route und bereuten es nicht. Bei Pino Hachado, kurz vor der chilenischen Grenze, begann die Ruta 23 und lief durch lichte Araukarienwälder entlang des Arroyo Litran. Nur mit Stellplätzen sah es nicht gut aus. Entweder waren links und rechts der Straße Zäune oder die Plätze waren durch Argentinier belegt. Deshalb, und weil wir dringend wieder Wäsche waschen mussten, fuhren wir nach Villa Pehuenia, wo wir erst auf dem dritten Campingplatz für viel Geld einen Platz bekamen.

Die Gegend dort war wirklich schön, das fanden auch die Massen von Argentiniern, die sich dort rumtrieben. Das ist der Nachteil, wenn man hier in der Hochsaison unterwegs ist. Deshalb verließen wir das Gebiet rasch und suchten uns einen schönen Platz am Rio Pulmari.

Bereits an der Ruta 22 kurz vor Pino Hachado sahen wir die ersten Araukarien...

...und einige blühten gerade

Der Lago Moquehue und der Lago Aluminé und die kleineren Seen dazwischen

Rio Pulmari, 24. bis 25. Januar 2010

Eigentlich darf an der Stelle nicht campiert und nur mit Fliegen gefischt werden. Erst nach der dritten Nacht kam ein Ranger und meinte wir sollten gefälligst weiterfahren. Da meine Angel offen unter dem Auto lag, sah er meinen Blinker daran hängen und meinte, dass wir damit hier nicht fischen dürften. Aber alles ganz freundlich und ohne uns abzukanzeln oder gar ein Bußgeld zu verlangen.

Hier badete ich mal wieder den Blinker und anderes Angelzubehör

PN Lanin, 26. Januar bis 19. Februar 2010

Der Nationalpark Lanin erstreckt sich ungefähr von Norquinco im Norden bis San Martin de los Andes im Süden und umfasst sämtliche Seen in dieser Gegend. Das Gebiet ist durchzogen von Wanderwegen, kann aber nicht mit dem Auto durchfahren werden. An neun Stellen führen kurze Straßen in den Park, die jedoch allesamt Sackgassen sind. Da wir genug Zeit hatten, wollten wir uns mehrere davon ansehen.

Lago Rucachoroi, 27. bis 29. Januar 2010

Die nördlichste Einfahrt in den Nationalpark führt zum Lago Rucachoroi, einem kleinen See in einem Talkessel, umgeben von dicht bewaldeten Bergen, vieles davon Araukarien. Der See war beliebt bei Anglern, ansonsten konnte man hier nicht viel machen. Zwei- oder dreimal täglich kamen auf dem Campingplatz Mapuche-Indianer vorbei und fragten: "Wolle was aus Wolle kaufen?". In der Region gab es von den Mapuche hergestellte Strickwaren: Mützen, Westen, Handschuhe, Socken, Platzdecken und noch mehr. Nur was sollten wir mit all diesen Sachen?

Am letzten Morgen war es richtig kalt und wir schalteten zum ersten Mal seit langem wieder die Standheizung ein. Zum Glück hatten wir in Chile den Heizkörper geflickt, als es noch warm war. Die Freude über den wärmenden Heizkörper hielt leider nicht lange, nach einer halben Stunde begann das Wasser wieder zu rinnen. Die letzte Reparatur war schon schwierig genug, das Leck lag an einer schwer zugänglichen Stelle und ich benötigte drei Flicken, um es dicht zu bekommen, und jetzt hatte das Wasser einen neuen Weg hinaus gefunden. Das war es dann wohl mit Heizung und Warmwasser! Wir müssen uns aus Deutschland einen neuen Heizkörper aus Edelstahl mitbringen und bis dahin sehen, dass wir in warmen Gefilden bleiben.

Wir stehen auf einem kleinen, ganz passablen Campingplatz direkt am See...

...mit einem grandiosen Ausblick

Lago Quillén, 31. Januar bis 3. Februar 2010

Der Lago Rucachoroi und der Lago Quillén liegen Luftlinie nur 15 km auseinander, aber da es keine direkte Verbindung gab, mussten wir 78 km fahren, um zum nächsten Campingplatz zu kommen. Ein freies Stehen war unmöglich, da entweder überall Zäune oder Verbotsschilder waren. Dafür waren die Campingplätze an den Seen sehr günstig. Der Platz am Lago Quillén war ziemlich groß und in zwei Bereiche unterteilt: direkt am See war Musik verboten und weiter weg war sie erlaubt, aber nur bis 22 Uhr. Auch sonst waren sie gut organisiert: zweimal am Tag wurde der Müll am Stellplatz abgeholt, es gab ein Anmeldeformular und sogar einen kleinen Laden hatte es. Obwohl reichlich Leute hier waren, war es Abends und Nachts total ruhig. Die lauten Argentinier, vor denen uns jeder gewarnt hatte, gab es hier jedenfalls nicht. Statt dessen lernten wir Hector kennen, der mitten in der Nacht bei uns anklopfte und selbstgemachte Empanadas brachte, nur weil wir ihm den Akku seiner Videokamera geladen hatten. In der nächsten Nacht gab es dann frisch gemachte Torta Fritas (in Fett ausgebackener Brotteig), als Dank für den Versuch die Autobatterie des Nachbarn zu laden. Im Laufe der Tage wurde es immer kälter und in den letzten beiden Nächten schneite es sogar in den Bergen, obwohl die nur etwa 1.900 m hoch waren. Angeblich war das für die Jahreszeit völlig untypisch und wurde durch eine kalte polare Luftströmung verursacht.

Der Lago Quillén ist schmal aber lang gezogen...

...und im Hintergrund kann man den 3.776 m hohen Vulkan Lanin sehen

Der See ist umgeben von dichtem Urwald...

...mit riesigen Flächen bedeckt von Lilien

Lago Huechulafquen, 6. bis 7. Februar 2010

Zurück auf der Ruta 23 ging es eine sehr gute, sandige Piste immer entlang des Rio Aluminé in Richtung Junin de los Andes. Die Strecke war landschaftlich sehr reizvoll, das einzige was uns irritierte war der Schnee, der nur wenige hundert Meter über uns lag. Als wir in Junin ankamen, hatte es nur noch 13° und es blies ein kräftiger Wind, sodass es gefühlte brrrrrr waren. Am Campingplatz erfuhren wir, dass es im nicht weit entfernten San Carlos de Bariloche geschneit hatte. Wir blieben nur einen Tag, um mal wieder die Wäsche zu waschen, den Kühlschrank zu füllen, unsere Mails abzuholen und die Webseite zu aktualisieren. Danach ging es weiter zum Lago Huechulafquen, wo es nicht nur kalt war, sondern auch noch regnete. Die haben hier echt keine Ahnung, was Hochsommer ist! Vor nicht ganz zwei Wochen lagen wir unter dem Sonnenschirm und hechelten vor Hitze und jetzt, nur 79 km Luftlinie entfernt, saßen wir im Häuschen und tranken heißen Tee. Der Lago Huechulafquen war ganz nett anzusehen und die lichten Wälder mit den riesigen Bäumen waren schon beeindruckend, nur der Eintrittspreis war völlig daneben: 0 Pesos für Ortsansässige, 4 Pesos für die übrigen Argentinier und 30 Pesos für Ausländer. So eine riesige Differenz hatten wir noch nirgends.

Der Rio Aluminé schlängelt sich...

...durch eine hügelige Landschaft

Lago Paimún, 8. bis 11. Februar 2010

Nach einem Tag mit Kälte und Regen fuhren wir ein Stück weiter zum Lago Paimún, einem Seitenarm des Lago Huechulafquen. Hinter Puerto Canoa wurde die Straße deutlich schlechter und wir navigierten langsam durch die zahlreichen Schlaglöcher. Der Lago Paimún war umgeben von dichten Wäldern und es gab auch wieder einige Araukarien. Hier fanden wir es deutlich schöner als am Lago Huechulafquen. Vor allem genossen wir, dass der Wind nicht mehr so stark blies wie die letzten Tage. Eigentlich unglaublich, dass der Wind nie ausgeht in Patagonien. Nach einem weiteren Tag in der Kälte, aber wenigstens ohne Regen, klarte es gegen 19 Uhr plötzlich auf und da sahen wir ihn: den Lanin. Direkt neben uns leuchtete der 3.776 m hohe Vulkan Lanin in der Abendsonne. Seit Tagen versteckte er sich hinter tief hängenden Wolken oder dichtem Nebel und nun zeigte er sich vor blauem Himmel. Am nächsten Tag strahlte der blaue Himmel und wir konnten bei angenehm sommerlichen Temperaturen zu den Cascada el Saltillo wandern.

Nach vier Tagen hinter Wolken zeigte sich der Vulkan Lanin endlich...

...zuerst am Abend mit ein paar verbleibenden Wölkchen...

...und am nächsten Morgen vor strahlend blauem Himmel

Auf dem Weg zu den Cascada el Saltillo sieht man den Vulkan immer wieder

Der Lago Paimún...

...ist nicht besonders breit...

...und wie ein V geformt

Das Ufer des Sees ist von dichtem Wald gesäumt...

...und man kann Hasen und seltsame Vögel sehen

Die Cascada el Saltillo sind nicht besonders hoch...

...aber durch dichten Wald geht es hinauf...

...bis zur Basis des Wasserfalls

Am Wegesrand mal wieder ein Blümchen

Als wir ankamen, versteckte sich dieser Ausblick hinter den Wolken: der Lago Huechulafquen

Lago Queñi, 12. bis 14. Februar 2010

Wir fuhren die 55 km Piste zurück nach Junin de los Andes und erkannten die Plaza kaum wieder. Überall standen Verkaufsstände und es wuselte von Menschen. Irgendetwas wurde hier gefeiert, aber so genau wollten wir das gar nicht herausfinden. Am Besten gefielen uns so kleine Mini-Ponys (etwa so groß wie ein Bernhardiner, nur längere Beine), komplett mit liebevoll gearbeitetem Reitgeschirr und sogar einem kleinen Pony-Karren. Wie geschaffen für den ersten Ausritt eines kleines Kindes. Wir wollten nur kurz im Supermarkt unsere Vorräte aufstocken und wurden Zeugen der argentinischen Inflation. Innerhalb einer Woche stiegen die Preise für ein Kilo fettes Hackfleisch um 22,5 Prozent und für mageres Hackfleisch um 31,0 Prozent. Ganz schön kräftige Sprünge, hier gibt man sich nicht mit Kleinigkeiten ab.

Nach 44 km Asphalt bogen wir kurz vor San Martin de los Andes ab zum Lago Lacar, die nächsten 53 km Piste warteten auf uns. Kurz vor Hua Hum hielten wir bei einer Touristinformation, um uns Informationen über die Gegend zu beschaffen. Das Büro hatte schon geschlossen, aber beim Kontrollgang um das Fahrzeug hörte ich von unserem rechten Hinterrad mal wieder einen leises Zischen. Der Flicken über dem Loch von dem Stein aus dem Valle de la Luna in Chile war undicht geworden. Die letzten Tage hatte ich mich schon gewundert, dass ein Flicken so ein großes Loch, bei dem sogar ein Draht der Karkasse durchtrennt wurde, abdichten konnte. Immerhin etwa 12.000 km hatte es gehalten! Inzwischen waren wir geübt im Reifenwechsel und konnten nach 45 Minuten unsere Fahrt fortsetzen. Die letzten 12 km schlichen wir durch dichten Urwald zum Lago Queñi und Glubschi sammelte fleißig neue Anteile zur Offroad-Patina (für andere wären es nur tiefe Kratzer). Wir kamen gerade noch rechtzeitig auf dem Campingplatz an, bevor die Sonne unterging.

Am nächsten Tag wanderten wir zu den Termas de Queñi, wegen denen wir herkamen. Andere Reisende erzählten uns, die Landschaft hier wäre wunderschön und die Thermen auf jeden Fall einen Besuch wert. Die Landschaft um den Lago Queñi war auch sehr schön und der Wanderweg zu den Thermen ebenfalls, nur die Thermen musste man nicht unbedingt sehen. Sie entpuppten sich als lauwarmer kleiner Bach, der durch Steine zu mehreren winzigen Becken aufgestaut war. Die Becken waren zwischen knöchel- und knietief und das größte und tiefste davon bereits mit Massen von Argentiniern belegt.

Der Lago Queñi, ein kleiner aber schöner See...

...umgeben von dichtem Wald mit viel Bambus...

...und großen Flächen mit Lilien im Halbschatten

Auf dem Weg zu den Termas de Queñi überquert man viele kleine Bäche

Der Rio Chachin ist einer der Zuflüsse des Lago Queñi

Ein Spinnennetz schimmert im Halbschatten

Wichtig: In den Thermen darf man kein Waschmittel, Seife oder Shampoo verwenden!

Das sind die Thermen, ein paar kleine Pools im Bächlein

San Martin de los Andes, 15. bis 19. Februar 2010

In kaum 2½ Stunden hoppelten wir die 53 km Piste zurück nach San Martin de los Andes und suchten als erstes eine Gomeria, so heißen hier die Läden die Reifen flicken. Obwohl es reichlich davon gab, war es nicht einfach eine zu finden. Fast alle sahen Glubschi an und meinten, dass sie keine LKW-Reifen flicken würden. Dabei ist Glubschi kein LKW sondern ein zu groß geratener PKW! Schließlich fanden wir eine, die den Reifen dann flickte. Leider passierte mal wieder das beinahe schon übliche. Der gute Mann flickte mit größter Sorgfalt die Schäden am Mantel, sparte sich aber das Reinigen und bestreichen mit Montagepaste des Reifenwulstes. So entdeckten wir am Tag nach der Montage: Oh Graus, die Luft kam langsam wieder raus. Wie gut, dass wir wegen des schlechten Wetters noch auf dem Campingplatz geblieben waren. So konnten wir zur Gomeria zurück fahren und standen vor verschlossener Tür. Der Mann hatte an uns anscheinend so gut verdient, dass er an dem Tag (einem Mittwoch) wegen Reichtum geschlossen hatte. Am nächsten Tag war die Gomeria wieder geöffnet und er musste in strömendem Regen den Reifen abschrauben, neu auf die Felge montieren und wieder anschrauben. So ganz dicht war der Reifen auf Anhieb nicht, aber ein paar beherzte Schläge mit einem dicken Hammer auf den Mantel und alles war klar. Jetzt mussten wir nur noch warten, bis das schlechte Wetter vorbei war.