PN Los Alerces bis El Bolson

Nicht weit hinter der Nationalparkgrenze kamen wir über einen kleinen Pass und schlagartig änderte sich die Landschaft. Wir hatten die Wälder der patagonischen Anden verlassen und befanden uns jetzt wieder in der patagonischen Pampa, wo mit 500 mm pro Jahr deutlich weniger Regen fiel. Das war das Patagonien, das wir kannten, um uns herum trockene gelbe Grasbüschel und plötzlich pustete es auch wieder kräftig. Kaum zu glauben, hier alles trocken und keine 20 km entfernt dichte Wälder, klare Flüsse und Seen bis zum Abwinken. El Bolson wiederum war das komplette Gegenteil. In einem breiten, fruchtbaren Flusstal gelegen, gab es dichte Wälder, grüne Berghänge und saftige Wiesen.

El Bolson, 13. bis 14. März 2010

In den 1970ern zog die grandiose Lage tausende Hippies magisch an. Diese sind geblieben, haben sich etabliert und stellen jetzt Andenken, Bier und Marmelade her. Nur ihr traditionelles Outfit - indische Schlabberhosen und -hemden sowie Jesuslatschen und lange Haare - erinnerten uns an ihre Herkunft. Auf dem dreimal wöchentlich stattfindenden Markt konnten die zahlreichen Touristen die letzten Hippies in ihrem natürlichen Umfeld beobachten.

Chacra Natural, 15. bis 22. März 2010

Vor neun Jahren hatte ich den Diavortrag von Klaus & Claudia in München besucht. Schon damals bewunderte ich, dass die Beiden mit Anfang Zwanzig zu ihrer Reise um die Welt aufbrachen. Die Fotos und Geschichten der Reise inspirierten mich, mir ebenfalls ein Datum für den Start meiner Reise zu setzen. Dieses Datum hatten wir jetzt noch nicht erreicht und waren bereits seit 887 Tagen unterwegs. Als wir im September 2008 unsere Reise nach Südamerika vorbereiteten, stießen wir zufällig auf deren Webseite und lasen, dass sie sich 2004 in Patagonien niedergelassen hatten und wir über sie eine Autoversicherung für Argentinien und die angrenzenden Länder abschließen könnten. So schrieben wir ihnen eine Mail und schlossen die Versicherung ab. Wie vereinbart wurden uns die Versicherungsunterlagen von Grimaldis Agenten in Buenos Aires auf dem Schiff übergeben. Dank Klaus Unterstützung konnten wir so unbeschwert die Reise in Argentinien beginnen. Seit 14 Monaten reisten wir nun schon durch Südamerika und jede Verlängerung der Versicherung wurde von Klaus zuverlässig abgewickelt. Immer zwei Monate vor Ablauf bekamen wir eine Mail, in der wir daran erinnert wurden, dass die Versicherung auslief. Für diesen einmaligen Service waren die 50 Euro Gebühren pro Verlängerung wirklich angemessen.

Nun führte uns die Reise nach El Bolson und wir bekamen endlich Gelegenheit, Klaus & Claudia und ihre beiden Töchter Anna & Mona persönlich kennen zu lernen. Hier, im grünen Herzen Patagoniens, besaßen sie 96 Hektar unberührte Natur, ihr kleines Paradies. Wälder, Pampa, Hügel und sogar ein kleiner Fluss. Perfekt, um abseits der Zivilisation im Einklang mit der Natur zu leben. Als wir dort ankamen, war Klaus gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden. Vor vier Tagen hatte er in seiner Werkstatt an der Kreissäge einen schweren Unfall und verlor dabei seinen Daumen und den halben Zeigefinger der linken Hand. So war es für uns selbstverständlich, dass wir länger als geplant blieben, um ihn bei den anfallenden Arbeiten zu unterstützen. Wo wir schon standen, ließen wir bei einem Stahlbauer in El Bolson einen neuen Heizkörper aus Edelstahl anfertigen. Wir hatten das Frieren und das ewige, zuletzt erfolglose, Flicken des Baumarkt-Schrottes endgültig satt. Die ersten Tage waren wir ganz allein. Am Sonntag trafen innerhalb weniger Stunden weitere Weltreisende ein und plötzlich standen 6 Autos und 2 Motorräder auf dem Gelände.

Auf "unserer" Wiese wurde es voll...

...die "Dickschiffe" von Dieter & Dagmar, Gerhard & Greti und Jürgen...

...und unser "kleiner" Glubschi mit der schönsten Aussicht

El Bolson, 23. März bis 6. April 2010

Wir legten ein paar Arbeitstage ein, um die Zeit bis zur Fertigstellung des neuen Heizkörpers sinnvoll zu verbringen. Auf dem Campingplatz gab es eine richtig gute Waschmaschine, die erste seit unserem Aufenthalt in Südamerika. Da wollten wir mal wieder selber waschen, nachdem wir die Wäsche bisher immer in Wäschereien abgegeben hatten. Was wir nicht bedachten, die Wäsche brauchte fast den ganzen Tag zum Trocknen. So konnten wir maximal zwei Maschinen pro Tag waschen und brauchten daher drei Tage für die gesamte Wäsche. Da bleiben wir in Zukunft doch lieber bei den Wäschereien, morgens den ganzen Sack voll schmutziger Sachen hingebracht und abends sauber und trocken abgeholt.

Mit nur drei Tagen Verspätung, für südamerikanische Verhältnisse schon fast pünktlich, konnten wir unseren neuen Heizkörper abholen. Wir waren positiv überrascht, alle Schweißnähte sahen sehr professionell aus und in den Anschlüssen waren noch Reste von Teflonband vom Dichtigkeitstest, den er auch durchgeführt hatte. Nur mit den Halterungen gab es Probleme. Der alte Heizkörper hatte gebogene Rohre, während der Neue gerade Rohre hatte. Daher waren die Halterungen etwa 2,5 cm zu lang. Das löste Nahuel auf bewährte Weise, mit einem Trennschleifer und ein wenig Augenmaß. Leider passten die alten weißen Plastikhalter optisch nicht mehr zu dem schönen neuen Edelstahl-Heizkörper.

Endlich ist der Baumarkt-Schrott raus, hoffentlich hält der Neue besser