Hohenau bis Oberá

Auf dem Weg nach Oberá wollte ich noch je eine Jesuitenmission in Paraguay und Argentinien anschauen. Allerdings hatten über die Jahre sowohl die Paraguayaner als auch die Argentinier dazugelernt. Die Missionen gab es nur noch im Paket: alle drei in Paraguay und alle vier in Argentinien. In der Nähe meiner Route lagen aber nur zwei paraguayanische sowie drei argentinische, und eine der argentinischen kannte ich bereits. Also hieß es zahl drei - nimm zwei und zahl vier - nimm zwei. Kein schlechtes Geschäft, für die anderen. Zeit hatte ich allerdings genug, ich wollte erst am Freitag in Oberá sein.

Santisima Trinidad del Parana - Paraguay, 31. August 2011

Die Mission in Trinidad war nicht ganz einfach zu finden, Straßenschilder sind halt etwas für verweichlichte Europäer, der Einheimische findet doch auch ohne hin. Dafür war ich von der Anlage echt erstaunt: schön restauriert und ein gut gepflegtes, riesiges Gelände.

Im Vordergrund die Werkstätten (eigentlich gerade, nicht rund), rechts die Kirche und links die Häuser der Indios; links läuft der Weg zur...

...einfachen Kirche, die erste Mission mit zwei Kirchen; links läuft der Weg zum...

...Glockenturm, der eine gute Übersicht über das Gelände bietet

Die Kirche, mit den angrenzenden Wohnräumen der Pater und dem Kollegium

Die wahre Größe lässt sich gut erahnen (der Boden ist noch Original)

Gleich neben dem Eingang, das Becken für das Weihwasser...

...im hinteren Drittel die Kanzel...

...und am Ende der Altar, ziemlich schlicht gehalten

Ein schön gearbeitetes Tor ... ins Nichts

Eine der Figuren aus dem Portal der Kirche

Eine quadratische Säule mit Skulpturen auf jeder Seite

Im Archiv noch diverse einzelne Teile

Die Wohnbereiche der Indios...

...für jede Familie ein 4 x 5 m großer Raum mit Blick auf den Hauptplatz

Darin befanden sich einmal die Werkstätten der Gemeinde

Jesús de Tavarangue - Paraguay, 31. August 2011

Nur wenige Kilometer entfernt befand sich die zweite Mission. Auch diese Anlage war wieder schön restauriert und das große Gelände gut gepflegt. Leider existierte nicht mehr ganz so viel wie in Trinidad.

So sah es einmal aus...

...jetzt stand nur noch die Kirche (links) und das Kollegium (rechts)

Bei dieser Kirche war der Glockenturm direkt rechts angebaut

Der Platz im Portal ist vorhanden, nur die Statue fehlt

Das riesige Kirchenschiff mit dem winzigen Altar am Ende

Das Kollegium ist auch noch ganz gut erhalten

Von den Wohnbereichen der Indios ist nicht mehr viel zu sehen

Santa Ana - Argentinien, 2. September 2011

Die Mission San Ignacio Mini hatte ich bereits im Oktober 2009 besichtigt, jetzt wollte ich noch die benachbarten Missionen anschauen. Im Gegensatz zu den Missionen in Paraguay, waren die argentinischen in dichtem Wald gelegen. Das war eigentlich ganz angenehm, so konnte ich im schattigen Wald spazieren gehen und etwas alte Steine angucken.

Wie immer ein Plan, wie es eigentlich aussehen sollte...

...und ein Blick auf die Reste: links der Patio des Kollegiums, rechts die Kirche und ganz rechts der Friedhof

Der Friedhof wurde noch bis in die 1970er für die Bewohner von Santa Ana benutzt

Ein Tiroler starb hier fern seiner Heimat, kurz bevor ich geboren wurde

Die Kirche macht nicht mehr viel her...

...und muss kräftig gestützt werden

Die Grundrisse der Wohnbereiche der Indios kann man noch erkennen

Außer den Stufen ist vom Kollegium nichts mehr geblieben

So sieht sie aus, die Yerba Mate; ein Baum, kein Gebüsch

Die Zisterne und ein Teil der Kanäle wurden erst 2003 restauriert

Nuestra Señora de Loreto - Argentinien, 2. September 2011

Von der Mission in Loreto gab es nicht viel zu sehen, alles war mit etwa einem Meter Erde bedeckt und von dichtem Wald überwuchert, nur ein paar Mauern konnte man erkennen. In ein paar Jahren sollen Archäologen hier mit den Ausgrabungen beginnen, die sich über viele Jahre ziehen dürften. Die Stätte befand sich also noch in einem ursprünglichen Zustand und vielleicht im Jahr 2030 dürfte sie einen Stand wie Santa Ana erreichen. Dafür gab es einen persönlichen Guide, der mir viel Wissen vermitteln konnte, obwohl er nur Spanisch sprach. Daher kurz ein paar Fakten: In Loreto lebten maximal 7.000 Personen. Geleitet wurde alles von drei Jesuiten-Patern und wenigen höher gestellten Indios, die eine Art Rat bildeten. Wie in allen Missionen bekam jede Guarani-Familie ein kleines Zimmer zugeteilt. Die Familien bestanden im Schnitt aus zwei Erwachsenen und drei Kindern. Sobald die Kinder erwachsen wurden, zogen sie in einen anderen Bereich der Gemeinde um, wo nur alleinstehende wohnten, also flügge gewordene Kinder, Waisen, Witwen, etc. Die Missionen fingen als erste mit dem Anbau und Verkauf von Yerba (= Kraut) Mate (= bauchiges Trinkgefäß) an, den in der Gegend eigentlich jeder und in Massen trinkt. Daneben stellten sie noch Keramiken und Produkte aus Holz für den Verkauf her. Außerdem hatten die Missionen riesige Gärten, in denen alles angebaut wurde, was zur Verpflegung der Gemeinden benötigt wurde. Dadurch wurden die Missionen sehr schnell sehr reich und mächtig und zur Gefahr für die herrschenden Königshäuser, welche daraufhin die Missionen verboten und zerstörten. Das kommt einem bekannt vor: genauso erging es den Tempelrittern in Europa, nur dass die eine Gefahr für den Papst wurden.

Das Portal der Kirche

Die vordere Hälfte unterscheidet sich kaum...

...von der hinteren Hälfte der Kirche

Von den Gebäuden der Handwerker stehen ein paar Mauern

Oberá, 2. bis 5. September 2011

Nach all der Kultur war ich endlich in Oberá angekommen, und die Stadt platzte aus allen Nähten. Jedes freie Fleckchen wurde als Parkplatz verwendet, sogar an der Tankstelle musste für den Stellplatz bezahlt werden, was den LKW Fahrern überhaupt nicht gefiel. Als ich ankam, war der Eröffnungsumzug gerade beendet und auf den Straßen ging es nur im Schritttempo vorwärts. Nachdem ich die Tankstelle, direkt dem Festgelände gegenüber gelegen, endlich erreicht hatte, parkte ich neben einem ausgebauten alten Omnibus. Der stand dort schon einen Monat und diente einem Mann und seinem erwachsenen Sohn als Wohnung, die vorübergehend in Oberá als Schreiner arbeiteten. Sie verhandelten gerade über eine niedrigere Gebühr, da sie ja zum Arbeiten und nicht wegen des Festes hier waren.

Von dem Fest hatten mir verschiedene Einheimische vorgeschwärmt und so war ich sehr gespannt, was mich erwartete. Jedenfalls war es ganz anders als geschildert. Es gab keine Zelte und Stände und Buden, sondern große Häuser im jeweiligen landestypischen Stil im Parque de las Naciones. Diese Häuser waren nichts anderes als große Restaurants, in denen es landestypische Gerichte gab, mit einer kleinen Bühne, auf denen Bands landestypische Musik spielten. Im Fall der deutschen Gemeinde reduzierte sich das Ganze auf Schweinebraten, Sauerkraut und bayerische Volksmusik. Als bestünde ganz Deutschland nur aus Bayern!

Aber es war erstaunlich, woher die Einwanderer überall kamen: aus arabischen Ländern, Italien, Polen, Deutschland, Schweiz, Ukraine, Brasilien, Uruguay, Paraguay, Skandinavien, Russland, Spanien, Portugal und Japan (in der Reihenfolge der Häuser; hoffentlich habe ich keines vergessen). Natürlich gab es seit den 1970ern auch eine Miss Inmigrante Wahl und im Museum hing eine Galerie mit Fotos sämtlicher Miss Inmigrante, schön verteilt über alle vorhandenen Nationen. In dem kleinen Museum gab es außerdem eine Ausstellung der landestypischen Trachten sowie Fotos und Arbeits- und Haushaltsgeräte aus der Einwanderungszeit Anfang des 20. Jahrhunderts.

Wo ich schon mal dort war, wollte ich natürlich auch landestypisches Essen kosten. Als erstes probierte ich etwas exotisches, aus einem Land in dem ich noch nie war: Japan. OK, der Koch und die restliche Mannschaft waren garantiert ebenfalls noch nie dort. Da ich die Argentinier nicht überfordern wollte, verzichtete ich auf Sushi und bestellte etwas einfaches: Reis mit Curry. Der Kenner wird jetzt sagen, Curry sei indisch und da gebe ich ihm auch Recht. Was ich bekam, war ein großer Berg Reis mit einem kleinen Klecks gut gewürzter Kartoffelsuppe oben drauf. Das war wohl nichts! Den nächsten Versuch machte ich bei den Polen: Schweinebraten mit verschiedenen Salaten, und ich bekam ein riesiges Stück Spanferkel mit Kartoffelsalat, Krautsalat und mixed Pickles. Das war wirklich lecker!

So verbrachte ich zwei Nachmittage im winzigen Parque de las Naciones und lief immer im Kreis von einer Nation zur nächsten, um zu sehen, wo gerade etwas los war. Wobei man nicht zu spät kommen durfte, da nach 14:00 Uhr der Eintrittspreis von 0,90 auf 9,00 Euro stieg. Nur war zwischen 15:00 Uhr, wenn das Mittagessen endete, und 18:00 Uhr, wenn die Unterhaltungsprogramme langsam begannen, fast nichts los und man hatte reichlich Zeit für das Museum oder die Andenkenläden.

Das Haus der deutschen...

...der skandinavischen...

...der spanischen...

...und der japanischen Gemeinde

Am Samstag Nachmittag führten die Kleinsten ihre Volkstänze vor...

...bei den Ukrainern waren die Jungs für die Akrobatik...

...und die Mädchen für das Tanzen zuständig

Die Deutschen in semi-bayerischer Tracht...

...ließen es zu Hansi Hinterseer krachen

Die Argentinier zeigten zuerst einen Tanz zu Ehren Gaucho Gils...

...und ließen dann erahnen, wie rassig die nächste Generation wird...

...aber auch dort begeisterten sich kaum Jungs fürs Tanzen

Am Abend noch das Training für eine seltsame Darbietung...

...und ich glaube das Deutscheste war die Flagge