Laguna la Cocha bis PA Tierradentro

Zurück nach Pasto und weiter durch die stark zerklüftete Landschaft, bis ich am Ende eines steilen Abstiegs in das Tal des Rio Patia gelangte. Nach drei Tagen in 2.830 m Höhe mit grauem Himmel, Regen und nur 18°, befand ich mich auf einmal in 630 m Höhe, die Sonne schien und das Thermometer zeigte 32° an. Auch die Landschaft war komplett anders, zwischen zwei hohen Gebirgszügen führte die Straße über rollende grüne Hügel. Kurz hinter Popayan bog ich ab und fuhr zurück in die Berge. Die ersten 50 km war die Straße noch ganz gut, asphaltiert aber mit einigen Löchern. Die letzten 50 km waren nur eine Erdpiste, was trotz Regen nicht schlimm gewesen wäre, wenn es nicht überall Baustellen gegeben hätte, wo schweres Kettengerät die Erde umgrub und Glubschi sich durch teilweise 15 cm tiefen Schlamm wühlen musste. Aber Glubschi schlug sich wacker, mit Allradantrieb und im ersten Gang schlich er in vier Stunden durch den 30 km langen matschigen Abschnitt. Erst kurz vor Inzá konnte ich wieder in den zweiten und sogar dritten Gang schalten. Was für ein Mist, sieben Stunden für etwa 80 km.

PA Tierradentro, 30. Mai bis 4. Juni 2012

Der Parque Arqueológico de Tierradentro, einer von nur vier in ganz Kolumbien, lag etwa zwei Kilometer vor dem kleinen Dorf San Andrés de Pisimbala. Direkt neben dem Eintritt zu der archäologischen Ausgrabungsstätte befanden sich mehrere Hostale, Läden und ein Restaurant, sodass man eigentlich gar nicht in das kleine Dorf musste. Die fünf Ausgrabungsstätten waren durch einen langen Wanderweg miteinander verbunden, wobei die letzte – Alto del Aguacate – auf einem Bergrücken in über 2.000 m Höhe lag und man nur dort hin über drei Stunden brauchte. So beließ ich es bei den vier Ausgrabungsstätten auf den Hügeln um San Andrés herum, wofür ich schon fünf Stunden benötigte. Ein Rätsel, wie man alle fünf in sechs Stunden schaffen sollte. Da blieb doch keine Zeit mehr für die Besichtigung der Grabkammern.

Überall an den Hängen wuchs Kaffee...

...mit einer Maschine trennte man das rote Fruchtfleisch vom weißen Kern...

...und trocknete die Kerne für 4 - 8 Tage in der Sonne, bevor sie an eine Kooperative verkauft wurden

Da stand Glubschi, eingezwängt zwischen dem Hostal und einem Gebäude des Parque Arqueológico...

...während hinter ihm ein kleiner Fluss plätscherte

Alto de Segovia, Alto del Duende, El Tablón, Loma de San Andrés, 31. Mai 2012

Der Wanderweg zu den vier Ausgrabungsstätten führte durch eine tolle Landschaft und bot herrliche Aussichten auf das ganze Tal. Auch die Grabkammern waren wirklich beeindruckend. Bereits vor 1.600 Jahren gruben die Leute senkrechte Schächte etwa 5 m in das harte Gestein und legten ovale Höhlen von ca. 6 x 4 m an, in denen jeweils eine Familie bestattet wurde. Von den Leichnamen kamen die Knochen in eine tönerne Vase, die in die Höhle gestellt wurde. An den Höhlen konnte man auch den sozialen Status der Familie erkennen, je tiefer und größer die Höhle und je reichhaltiger sie verziert war, desto höher der Status. Die meisten und auch größten sowie am schönsten dekorierten Höhlen befanden sich in Alto de Segovia. Von den 26 Höhlen konnte man 10 besichtigen und bekam einen guten Überblick der Varianten: winzige Höhlen nur 3 m unter der Erde, kleine Höhlen in 5 m Tiefe ohne Verzierungen und große Höhlen in 6 m Tiefe mit Malereien oder Relieffen.

So startet der Weg zu den Ausgrabungsstätten, eine Bambusbrücke über den Fluss

Steil geht es hinab in 5 m Tiefe...

...wo die ovale Höhle liegt...

...einige waren teilweise bemalt...

...andere hatten an den Säulen ein Relief...

...wenige waren komplett dekoriert

In solchen Vasen befanden sich die Gebeine

Von Alto del Duende blickt man über das gesamte Tal (auf dem Hügel in der Mitte liegt Alto de Segovia)

Der Wanderweg führt teils durch dichten Wald

In El Tablón...

...stand eine Kollektion...

...von Steinfiguren...

...bis zu 2 m groß

Ein Blick auf San Andrés de Pisimbala

Ausritt nach Santa Rosa, 1. Juni 2012

Einer der Parkwächter, dessen Bruder zufällig Pferde vermietete, überzeugte mich, dass ich einen Ausflug nach Santa Rosa unternehmen sollte. Natürlich mit einem Pferd. Ich saß zwar noch nie auf einem Pferd, aber andere Touristen hatten mir bereits empfohlen hier zu reiten. Da der Preis stimmte, sagte ich zu und so stand am Morgen der Bruder mit zwei Pferden vor der Tür. Ohne Einweisung und sonstigen Schnickschnack setzte ich mich auf den Gaul und schon ging es los. Auf kleinen Wegen vorbei an Alto de Segovia und Alto del Duende bis zur Schotterpiste nach Santa Rosa und noch eine kleine Abkürzung über einem Waldweg. Immer bergauf, mal steil, mal weniger steil. Das Pferd fing ganz schön zu schnaufen an, verständlich, dass es in den flacheren Stücken nicht rennen wollte. Aber der Besitzer gab ihm einen kleinen Klaps und ab ging die Post, erst lockerer Trab und dann im Galopp. Für mich waren die schnelleren Gangarten deutlich anstrengender als für das Pferd, dem das auch noch zu gefallen schien. Aber ich hielt mich im Sattel und gefallen hat es mir auch noch. Nur am Abend war ich patschbreit und fiel früh ins Bett.

Irgendwie sah Paco frischer aus als ich, obwohl er alles bergauf lief und ich nur saß

Als Belohnung gab es eine spektakuläre Aussicht

Museen, 2. Juni 2012

Zum Parque Arqueológico gehörten auch zwei winzige Museen, ein ethnologisches – das über die Kultur der Bevölkerung informierte – und ein archäologisches – das die Funde der Ausgrabungsstätten ausstellte. Wenn man sich viel Zeit ließ, hatte man beide locker in einer Stunde besichtigt. So verblieb mir viel Zeit, mich von dem gestrigen Ausritt zu erholen.

Das archäologische Museum...

...enthielt Skizzen der ersten Grabkammern...

...sowie reichlich Vasen in denen sich Gebeine befanden