Trevelin bis Coihaique

Endlich mal wieder Schotter! Etwa 630 km fast durchgehend nur gute Schotterpisten. Zuerst die Ruta 17 und 44 immer entlang der Anden, dann 50 km Asphalt auf der Ruta 40, dann auf der ehemaligen Ruta 40 bis Rio Mayo, zurück zur Ruta 40, die ab dort nur noch Schotter war, und zum Schluss die Ruta 260 bis zur chilenischen Grenze. Nicht weit hinter Trevelin entwich dem hinteren linken Reifen langsam aber stetig die Luft. Dank Tire Moni, dem Reifendruckkontrollsystem das ich 2010 mitbrachte, konnte ich das live beobachten und mir in aller Ruhe einen geeigneten Parkplatz suchen. Der Reifenschaden kam nicht wirklich überraschend. Schon seit etwa 10.000 km verlor der Reifen gaaanz wenig Luft, etwa 0,1 Bar in 10 Tagen. Ich hatte auch bereits das Loch gefunden, aus dem die Luft tröpfelte. Nur weshalb sollte ich das richten lassen? Alle sechs Wochen ein halbes Bar auffüllen war echt nicht tragisch. Jetzt war das anders, pro Minute verschwanden 0,1 Bar, da musste was unternommen werden. Seit 2007 fuhr ich ein Reifen-Reparaturset spazieren, das wollte ich endlich mal einsetzen. Also ausgepackt und siehe da, beide Dosen mit Spezialzement waren eingetrocknet, nur noch eine gummiartige Masse. Aber ich hatte 2010 in weiser Voraussicht eine Ersatzdose mitgebracht, die war noch in Ordnung. Dann mal los! Aber von wegen. Ich brachte die Reibahle gerade mal einen Zentimeter in das Loch hinein, dann stieß ich auf die Stahldrähte der Karkasse. Nach einer halben Stunde gab ich auf und wechselte doch lieber den Reifen. Bis Coihaique waren es bloß noch 600 km und dort kannte ich von 2009 eine gute Reifenwerkstatt.

Was für eine tolle Landschaft, im Hintergrund die schneebedeckten Anden...

...und immer wieder mal idyllische Seen...

...oder blumengesäumte kleine Bäche

Der Lago General Vintter, der nach Chile reicht und dort Lago Palena heißt (die schneebedeckten Berge gehören zu Chile)

Direkt neben dem Rio Corcovado, dem Abfluss des Lago Vintter, stand ich...

...und am nächsten Morgen hatte ich Gesellschaft von Anglern

Der kleine Arroyo Shaman...

...ein weiterer netter Stellplatz

Zur "Abwechslung" mal wieder unendliche Pampa

Der Grenzübergang bei Balmaceda hätte so leicht sein können. Wenn. Ja wenn der Beamte von der SAG nicht so ein Arsch gewesen wäre. Der Grenzübergang wurde fast ausschließlich von LKWs verwendet, die Gas von Comodoro Rivadavia (Argentinien) nach Coihaique (Chile) transportierten. Daher gab es für den jungen, dynamischen Kontrolleur der SAG nicht viel zu tun. Bis ich kam. Es fing schon damit an, dass ich sämtliche Klappen öffnen musste. Also die Stauraumklappen im Koffer und sogar die Klappen der darunter hängenden Kisten. Dort fand er natürlich nichts, dann also weiter in die gute Stube. Das Hackfleisch hatte ich versteckt, nur die Salami nicht, weil ich annahm es sei Kochsalami und daher kein Problem. Zack, weg war die Wurst und die beiden alten Tomaten im Gemüsefach auch. Die paar Kartoffeln und Zwiebeln packte er gleich mit ein, das hatte ich schon erwartet. Dann fing er aber an, sich im Gewürzfach auszutoben. Basilikum, weg. Thymian, weg. Kräuter der Provence, weg. So ging das weiter, alle Kräuter die nicht fein zu Pulver zermahlen waren packte er ein. Kurz gesagt, so ziemlich alle Kräuter, den Chili und sogar die Pfefferkörner nahm der Idiot mit. Ich war stocksauer! Da half es auch nicht, dass er alles vor meinen Augen mit einer brennbaren Flüssigkeit besprühte und in eine spezielle Mülltonne warf. Die Kräuter, verwendete ich eh nicht, den Chili, hatte ich noch nie gemocht, aber die schwarzen und weißen und roten Pfefferkörner. Ich hätte den Kerl am liebsten erschlagen, ersäuft, vier geteilt, verbrannt und sicherheitshalber noch klein gehäckselt. Diese SAG Heinis konnten einem wirklich den Grenzübertritt verleiden. Wäre das Land nicht so schön, würde ich nie wieder hin fahren.

Coihaique, 22. bis 23. November 2012

Noch immer auf 180, kam ich etwa eine Stunde später in Coihaique an und fuhr direkt zur Reifenwerkstatt, die mich glatt wieder erkannten, obwohl das schon drei Jahre her war. Als sie den Mantel von der Felge hatten, war innen nichts zu sehen. Wo kam da nur die Luft durch? Mit einer spitzen Ahle stachen sie von außen durch das Loch, damit sie sehen konnten wo es innen raus kam. Als ich ihnen von meinem Reparaturversuch erzählte, meinten sie ich solle das Reparaturset mal holen. Der Hersteller war ihnen bekannt und sie schwärmten von der Qualität. Das wollten sie gerne mal verwenden. Na dann man Tau! Da sie bereits durch gepiekt hatten, kamen sie nun mit der Reibahle rein, nur die Ahle zum einführen des Reparaturstrips wollte nicht. Aber hey, wir waren in Chile. Sie knoteten einen Draht um den Gummi, fädelten ihn in das Loch und zogen mit einer Zange, bis der Reparaturstrip ordnungsgemäß durchriss. So ganz trauten sie der Sache aber doch nicht und vulkanisierten lieber noch einen großen Flicken auf die Innenseite des Mantels. Jetzt war der Reifen wieder dicht. Als das erledigt war, fuhr ich weiter zu einem Supermarkt. Ich wollte neue Pfefferkörner haben. Leider gab es nur weiße und schwarze, dann musste ich halt auf die roten verzichten. Inzwischen war es dunkel und ich umrundete die Plaza, auf der Suche nach einem Stellplatz, aber es war alles schief. Plötzlich klopfte jemand an die Tür, ob ich einen Campingplatz suchte? Ja? Er wüsste da einen, nur zwei Blocks entfernt, ich solle ihm einfach nachfahren. Nach einer kleinen Runde durch die Innenstadt hielt er vor einem Hostal, auf deren Parkplatz ich stehen konnte. Ach, die Leute waren einfach nett und hilfsbereit ... außer den SAG Beamten. Wobei, eigentlich machten die auch nur ihren Job.