Coihaique bis Chaitén

Die Carretera Austral, einst eine Abenteuerstrecke durch unberührte Wildnis fernab der Zivilisation. Auf den nördlichen Teil zwischen Coihaique und Chaitén traf das nicht mehr so richtig zu. Bereits 220 km der insgesamt 424 km waren asphaltiert, die restlichen Kilometer waren eine gute Allwetterpiste oder wurden gerade dazu ausgebaut. Die ersten 177 km von Coihaique bis zur Abzweigung nach Puerto Cisnes waren komplett asphaltiert, wie auch die letzten 43 km von Puerto Cárdenas bis Chaitén. Dem entsprechend war links und rechts der Straße alles eingezäunt, bis auf das kurze Stück durch den Nationalpark Queulat, in dem der bekannte Ventisquero Colgante lag, der hängende Gletscher. Leider gab es auch fast keine freien Stellplätze mehr mitten in der Natur, dafür sprossen allerorten Cabañaanlagen aus dem Boden. Nach den wirklich tollen Erfahrungen 2009, auf dem südlichen Teil der Carretera Austral von El Maitén bis Coihaique, war ich doch ein wenig enttäuscht. Der Touch des Unberührten, Wilden, Abgelegenen und auch Abenteuerlichen fehlte irgendwie. Hier konnten inzwischen die großen, jungen, französischen Familien mit ihren Plastikbombern lang fahren, was sie auch fleißig taten. Ich glaube, so langsam wurde es wirklich Zeit Südamerika zu verlassen. Wenn sich inzwischen sogar die Franzosen her wagten, war das ein gutes Signal weiter zu ziehen.

Einer der zahlreichen Campingplätze am Wegesrand

Ventisquero Colgante, 23. bis 24. November 2012

Ein echtes Highlight war der hängende Gletscher. Aber auch hier war alles ordentlich ausgebaut, es gab einen richtigen Campingplatz mit ordentlichen Sanitäranlagen und sogar Duschen mit heißem Wasser. Wobei ich die bei Abendtemperaturen von 12° nicht unbedingt ausprobieren wollte, da wäre ich vor dem Abtrocknen vereist. Leider war der hängende Teil des Gletschers bereits 2009 abgebrochen, auch hier machte die globale Erderwärmung keinen Halt.

Der Blick vom ersten Aussichtspunkt auf den Gletscher...

...noch ziemlich weit entfernt

Weiter zum See, durch dichten Wald...

...über diese robuste Brücke – für maximal 3 Personen – hinweg...

...wenigstens spült der Fluss einen schnell davon, wenn man durchbricht...

...auch von weiter entfernt wächst das Vertrauen in die Brücke nicht...

...vorbei am Zusammenlauf der beiden Flüsse...

...und schon war man am See

Der Blick vom zweiten Aussichtspunkt auf den Gletscher...

...schon etwas näher dran

Am nächsten Tag ging es weiter...

...vorbei an Felsen, an denen das Wasser herunter lief...

...durch dichten Regenwald...

...bis hoch hinauf in die Berge

Der Blick vom dritten Aussichtspunkt auf den Gletscher...

...näher ran ging es wirklich nicht

Chaitén, 25. November 2012

Letztlich gab es nur einen Grund bis Chaitén zu fahren. Ich wollte sehen, wie sich die Region vom schweren Ausbruch des Vulkans Chaitén am 2. Mai 2008 erholt hatte. Eigentlich dachte ich, ich könne dort gemütlich zu Mittag essen und irgendwo stehen. Das war ja schon mehr als vier Jahre her. Aber von wegen. Die Zerstörungen waren gewaltig. Das war wirklich unvorstellbar, was ein Vulkan anrichten konnte. Auf dem Weg zur Stadt sah alles ganz normal aus. Keine Spur von Vulkanasche, überall saftige Wiesen, blühende Blumen und dichte Wälder. Die Natur hatte das relativ problemlos weggesteckt. Aber hinter der Brücke über den Rio Chaitén auf einmal die Apokalypse. Zerstörte Häuser links, zerstörte Häuser rechts, ganze Straßenzüge völlig verwaist. Die Natur hatte den Menschen richtiggehend weggefegt.

Der Rio Chaitén und im Hintergrund raucht friedlich der Vulkan Chaitén

Direkt daneben schon das erste von Asche eingegrabene Haus...

...etwas weiter ein Haus bis zur Unterkante der Fenster mit Asche aufgefüllt...

...gegenüber ein abrissreifes Haus...

...der nächste Straßenzug ist komplett verwaist...

...an manchen Stellen liegt die Asche einen Meter hoch...

...andere mussten alles zurücklassen

Aber es gab vereinzelt schön hergerichtete Häuser...

...und die Uferpromenade erstrahlte bereits wieder in altem Glanz...

...nur der Hafen könnte etwas mehr Wasser vertragen