PN Radal 7 Tazas bis Santiago

Die 50 km waren auf der PanAm ruck zuck zurückgelegt und ich konnte damit beginnen, mich um neue Reifen für Glubschi zu kümmern.

Santiago, 7. bis 18. Januar 2013

Santiago, 7. bis 11. Januar 2013

Aus dem Süden kommend fuhr ich quer durch Santiago, um zu einer Firma im Norden Santiagos zu gelangen, bei der ich am 5. Januar 2010 zuletzt neue Reifen bestellt hatte. Hoffnungsvoll betrat ich die Firma und wurde enttäuscht. Der Ansprechpartner vom letzten Mal war im Außendienst tätig und gerade abwesend und der damalige Abteilungsleiter hatte die Firma ganz verlassen. Ich sollte doch am nächsten Morgen kommen, da wäre der Mitarbeiter wieder da. Ich fragte, ob es nicht einen anderen Mitarbeiter gäbe, bei dem ich Reifen bestellen könnte. Nach einigem telefonieren teilte mir der freundliche Herr vom Empfang mit, dass die Firma überhaupt keine Reifen mehr importieren würde. Ich sollte es doch beim Supermercado del Neumatico probieren, die könnten mir sicher weiter helfen. Den Laden kannte ich schon seit 2009, als ein anderer Bremach-Fahrer versuchte dort Reifen zu bekommen. In der Größe 9.00 R16 hatten die bloß Firestone. Als ich anmerkte, dass es dort keine Michelin-Reifen gäbe, empfahlen sie mir einen speziellen Mitarbeiter in einer anderen Filiale des SdN, der mit dem Import von Reifen bereits Erfahrung habe.

Mit wenig Hoffnung auf Erfolg machte ich mich auf den Weg. Ich kannte inzwischen die Südamerikaner, und wenn die einen weiter schickten, hatten die nur keine Lust selber aktiv zu werden und wollten einen los werden. Sinniger weise lag die Filiale im Süden Santiagos, nur 53 km von der Tankstelle entfernt, bei der ich übernachtete. Also nochmals quer durch Santiago und nach insgesamt 112 km stand ich dann vor dem riesigen Reifenhändler. Hier gab es so ziemlich sämtliche Marken – auch Michelin – in so ziemlich allen Größen, von Motorrad über Auto bis LKW, bloß nicht Glubschis Größe. Der empfohlene Mitarbeiter war wirklich sehr freundlich, konnte aber keine Reifen in 9.00 R16 finden, nicht einmal von Firestone. Er wollte mich zu der Firma zurück schicken, wo ich gerade her kam. Ich erklärte ihm, dass diese Firma keine Reifen mehr importiere und mich zu ihm geschickt habe. Ich würde ja gerne die Reifen selber importieren, aber das ginge nicht, da man dafür einen Importeur brauche. Ob er die Reifen nicht importieren könne, er sei meine letzte Hoffnung. Schließlich hatte er Mitleid und griff zum Telefon. Er rief die Import-Abteilung des SdN an, ob sie Michelin Reifen importieren könnten. Diese sahen kein Problem, mussten aber erst klären, ob die Größe 9.00 R16 importierbar war und was sie kosten würden. Dafür bräuchten sie aber ein paar Tage. Dazu meinte ich, das sei Ok. Ich würde bei einer Tankstelle warten, bis eine Mail von ihm käme. Ich bedankte mich ganz herzlich und fuhr zu einer 20 km entfernten Tankstelle.

Dort stand ich dann von Montag bis Freitag und keine Mail kam. Also kehrte ich zurück zur Firma, um zu fragen, was heraus gekommen sei. Als mich der Mitarbeiter sah, strahlte er mich an und winkte mich zu sich. Er hatte gestern die Bestätigung der Import-Abteilung erhalten, die Michelin XZL in 9.00 R16 waren importierbar, ich brauche mir keine Sorgen mehr zu machen. Allerdings sei noch keine Information vorhanden, was die Reifen kosten und wie lange die Lieferung dauern würde. Darum konnten sie sich erst nächste Woche kümmern, da über das Wochenende keiner verfügbar war. Jetzt war ich sehr erleichtert und erklärte ihm, das sei kein Problem. Ich wollte sowieso Freunde in Algarrobo besuchen und dort mehrere Tage bleiben. Er versprach mir, eine Mail zu schicken, sobald er die Informationen habe.

Algarrobo, 11. bis 17. Januar 2013

Ohne mich anzukündigen fuhr ich direkt zu Hans & Marie Claire. Die beiden waren total erstaunt, als ich bei ihnen klingelte und freuten sich riesig mich wieder zu sehen. Es gab ein großes Hallo und die beiden wollten wissen, was ich die letzten Jahre getrieben habe und was mich wieder zu ihnen führte. Ich erzählte ihnen die Geschichte mit den Reifen und noch vieles mehr. Es war ein wirklich herzlicher Empfang und ich freute mich, wieder hier zu sein. Am Montag geschah dann etwas völlig unerwartetes. Ohne Nachfrage kam am Nachmittag eine Mail, dass die Lieferung der Reifen etwa 120 Tage nach der Bestellung erfolgen würde. Leider sah ich das Mail erst Tage später, da es inzwischen an dem Platz wo ich stand kein Internet mehr gab.

Ich war mittlerweile auch anderweitig beschäftigt. In den letzten Tagen reifte der Entschluss, die Konstruktion vom Fahrerhaus ganz zu entfernen und durch ein einfaches Tropendach zu ersetzen. Der Windabweiser mit integriertem Stauraum sah zwar toll aus, aber er war schlecht gemacht und wog unheimlich viel. Der total unbehandelte Stahlrahmen war nach nur drei Jahren völlig durchgerostet und das dicke GfK trug zu dem hohen Gewicht nicht unerheblich bei. Damals waren 5 Leute notwendig, das Teil auf das Fahrerhaus zu hieven und mit 3 Leuten und einem Seil brachten wir es gerade so herunter. Außerdem war das eine gute Gelegenheit, mal etwas auszumisten und umzuräumen. Ich hatte schon ganz vergessen, was dort oben untergebracht war und Juan Carlos freute sich richtig über die Dinge, die ich ihm schenkte: eine Isomatte, eine Strandmuschel, ein zweiflammiger Gaskocher, eine gusseiserne Grillplatte, mehrere Kleiderbügel, eine Rolle Drahtgeflecht – alles unbenutzt und zum Teil noch original verpackt. Das alles und noch viel mehr fuhr ich nun seit fünf Jahren spazieren, ohne es zu verwenden. Von vielen anderen Dingen konnte ich mich noch nicht trennen, die fahre ich wahrscheinlich weitere fünf Jahre spazieren.

Nachdem das ganze Konstrukt endlich am Boden war, ging es recht flott. Die Füße wurden unterhalb der angebrochenen Biegung abgetrennt und der Rest war Material, das Juan Carlos sicherlich bei anderen Basteleien gut gebrauchen konnte, vor allem die ganzen GfK-Platten. Die Füße sandstrahlte er gründlich, schweißte dann L-Profile an und lackierte alles ordentlich mit Rostschutzfarbe. Danach eine Holzplatte darauf geschraubt und fertig war das neue, leichte Tropendach, das wir ohne Probleme zu zweit auf das Fahrerhaus heben konnten. Das einzige was ich noch von der alten Konstruktion übernahm war der Sonnenschutz. Der erhöhte zwar das Gewicht deutlich und sah jetzt reichlich albern aus, aber er hielt mir zuverlässig die Sonne aus dem Fahrerhaus.

Glubschis neuer Hut: zwei Stahlträger, eine Holzplatte und ca. 50 kg weniger Gewicht

Santiago, 17. bis 18. Januar 2013

Am Freitag den 18. Januar kehrte ich zurück zum SdN, um endlich die neuen Reifen zu bestellen. Der Mitarbeiter fragte mich, wie ich zahlen wollte: bei Bestellung, bei Abholung, oder 50-50? Ich schlug vor, 80% bei Bestellung zu zahlen und die restlichen 20% bei Abholung. Das war für Südamerika eine vernünftige Aufteilung. Wenn man nichts anzahlte, waren die Leute nicht motiviert etwas zu bestellen, da das ganze finanzielle Risiko bei ihnen lag. Wenn man gleich komplett bezahlte, waren die Leute nicht motiviert etwas zu unternehmen, da sie das Geld bereits hatten. So waren ihre Kosten größtenteils gedeckt und die Motivation stimmte, weil der Gewinn noch fehlte. Er fragte seinen Chef ob das in Ordnung sei und druckte mir nach etwas hin und her eine Bestellbestätigung aus. Besonders handlich war, dass ich keine RUT benötigte und mit Kreditkarte zahlen konnte. Ein kleines Schmankerl zum Schluss: der ehemalige Abteilungsleiter der anderen Firma arbeitete jetzt bei Michelin Chile und kümmerte sich wieder um die Bestellung.