PN Lanin bis PN Nahuel Huapi

Nach vier Tagen in Kälte und Regen kam endlich die Sonne wieder heraus. Sofort konnten wir die langen Hosen und dicken Jacken wegräumen und in T-Shirt und kurze Hosen schlüpfen. Einfach unglaublich, sobald die Sonne strahlte, stieg die Temperatur um 15°. Wir verließen San Martin de los Andes auf der RN 234 in Richtung Süden, der so genannten Sieben-Seen-Strecke. Würde uns mal interessieren, wie dieser Name zustande kam. Bereits auf den ersten 64 km, von insgesamt 220 km, fuhren wir an vier Seen entlang und vier weitere lagen nicht weit ab der Straße. Laut Karte sollten auf dem restlichen Weg noch acht weitere Seen kommen. Wahrscheinlich zählen hier nur die riesigen Seen, die kleineren unterschlägt man einfach.

San Martin de los Andes liegt am Ende des Lago Lacar...

...der sich durch die Anden in Richtung Chile schlängelt

Hohe Berge mit dichten Wäldern umgeben den Lago Lacar (in der Mitte sieht man ein winziges Stück)

Der Lago Machonico...

...einer der kleineren Seen

PN Nahuel Huapi, 20. Februar bis 2. März 2010

Kurz hinter dem Lago Hermoso wechselte der Name. Aus dem Nationalpark Lanin wurde der Nationalpark Nahuel Huapi. Die Landschaft änderte sich nicht großartig, aber wir befanden uns jetzt im ältesten Nationalpark Argentiniens, gegründet 1936. Der 709.000 Hektar große Nationalpark enthält alles was der Naturliebhaber schätzt: kahle Berge, schneebedeckte Gipfel, dicht bewaldete Täler, Flüsse, Wasserfälle und natürlich ... Seen. Große Seen, kleine Seen, kurze Seen, lange Seen, schmale Seen und breite Seen. Allen gemein war das phantastisch klare Wasser, über das wir immer wieder staunen konnten.

Die Cascada de Vulligñanco fällt etwa 20 m hinab

Rio Pichi Traful, 20. bis 23. Februar 2010

Direkt am Rio Pichi Traful fanden wir einen netten Stellplatz, wo bereits einige Argentinier und Chilenen standen. So ist das halt, wenn man in der Hochsaison unterwegs ist. Wenigstens gab es reichlich Platz, sodass man sich nicht zu dicht auf die Pelle rücken musste. Das Wasser in dem Fluss war glasklar, jedoch mit 10° deutlich zu kalt zum baden. Der Lago Traful war nicht allzu weit weg und so unternahmen wir eine kleine Wanderung dorthin.

Der 2.350 m hohe Cerro Falkner wirkt gar nicht so hoch

Der Lago Pichi Traful, ein Seitenarm des Lago Traful

Unser Stellplatz mitten in der Natur, auf einer dafür ausgewiesenen Fläche

Direkt neben uns gehen die automatischen, wartungsfreien Rasenmäher ihrer Arbeit nach

Der Rio Pichi Traful am Tag...

...und wenn die Sonne untergeht

Kaum war das Wochenende vorbei, war uns klar, was die Schilder "Maschinen bei der Arbeit" an der Straße meinten. Nicht weit entfernt von uns schaufelte ein Radlader mit viel Lärm Sand und Kies aus dem Flussbett auf regelmäßig anfahrende LKWs. Das störte uns nicht sonderlich, denn wir lagen in der Sonne und schauten dem regen Treiben interessiert zu. Am nächsten Tag war uns das zu langweilig und wir gingen lieber entlang des Rio Pichi Traful spazieren. Es gab zwar keinen ausgewiesenen Weg, aber einen Trampelpfad, dem wir folgten. Nur hin und wieder verschwand der Pfad und wir mussten uns durch dichtes Gestrüpp kämpfen, bevor wir den Weg wieder fanden. Wenigstens war die Orientierung einfach, immer am Fluss entlang.

Diese frechen Vögel hüpften immer um uns herum

Bienen sahen wir keine, aber die Hummeln arbeiteten fleißig

Im Hintergrund der Cerro Falkner...

...wanderten wir durch dichten Wald...

...entlang des Rio Pichi Traful

Ganz schön hohe Bäume (der helle Klecks vor dem Baum ist Claudia)

Unser "Hausberg", Glubschi kann nicht weit weg sein

Einfach unglaublich, wie klar das Wasser ist

Auch hier gibt es Blümchen...

...und freche Vögel

Lago Espejo Chico, 24. Februar 2010

Unsere Tagesetappen wurden immer kürzer. Heute legten wir gerade mal 30,4 km zurück. Das lag weniger daran, dass wir nicht schneller fahren konnten, sondern eher daran, dass es so viel zu sehen gab. Der Campingplatz war nichts besonderes, aber die Lage war toll, was sie sich sehr gut bezahlen ließen.

Glubschi allein auf dem riesigen Campingplatz...

...direkt an der Stelle, wo der See in den Fluss mündet

Am nächsten Morgen sind der Anfang des Flusses...

...das Ende des Sees...

...und der ganze See spiegelglatt

Villa la Angostura, 25. bis 26. Februar 2010

Auch Heute kamen wir nicht sehr weit, nur 29,6 km war Villa la Angostura entfernt. Die Landschaft hier war schon toll, aber nach so vielen Seen konnten wir keine Seen mehr sehen. Deshalb ließen wir den Lago Espejo Chico hinter uns und fuhren in die Stadt. Wie erwartet, war Villa la Angostura die volle Touristenhochburg, aber eher für die reicheren Argentinier. Der ganze Ort wirkte wie herausgeputzt und war nett anzusehen. So gar nicht wie Südamerika, sondern eher wie Europa. Wir fühlten uns, als wären wir in Südtirol. Auch der Campingplatz war einmalig: ordentliche Sanitäranlagen, abgegrenzte Stellflächen, Wasser und Grillstelle an jedem Platz, der könnte sogar vom ADAC einige Sterne bekommen. Ok, er war nicht gerade billig, aber auf jeden Fall sein Geld wert.

In unserer letzten Nacht wachten wir gegen 3:30 Uhr auf, weil Glubschi schaukelte. Zuerst dachten wir es wäre der Wind, in Patagonien nichts unübliches. Aber es war absolut windstill. Dann fiel in der ganzen Stadt der Strom aus und wir dachten: hey, was ist denn hier los, drehten uns um und schliefen weiter. Am nächsten Morgen packten wir zusammen und fuhren los. Als wir zum Mittagessen anhielten, sahen wir im Fernsehen, dass es bei Concepción - Chile ein schlimmes Erdbeben der Stärke 8,8 gegeben hatte. Am schlimmsten traf es 200 km Küste in den Regionen VIII (Bio Bio) und VII (Maule). Dort gab es zu diesem Zeitpunkt bereits über 200 Tote und selbst im ca. 430 km entfernten Santiago de Chile stürzten Häuser und Brücken ein und der Flughafen musste gesperrt werden. Wir waren etwa 450 km entfernt und hatten das Beben noch gespürt.

Auf dem Weg noch schnell am Lago Espejo vorbei

Die Angestellten des Campingplatzes für die Bewachung...

...und die Reinigung der Grillstellen

San Carlos de Bariloche, 27. Februar 2010

Was soll man zu Bariloche sagen? Eine hässliche Stadt in einer wunderschönen Lage mit vielen Dieben, die Touristen die Autos ausräumen wollen. Wir hatten schon mehrfach gehört, dass man sein Auto keine 10 Minuten unbeaufsichtigt stehen lassen kann, ohne dass es aufgebrochen wird. Die Polizei war schon aktiv geworden ... sie hatte Schilder aufgestellt, dass man bloß keine Wertsachen in den Fahrzeugen lassen sollte. Dieses Erlebnis wollten wir uns ersparen und so fuhren wir auf der langen Uferpromenade ohne anzuhalten durch den Ort. Der Weg war gesäumt von Hotels, Hosterias, Cabañas und Restaurants. Alles komplett zugebaut! Man könnte meinen, dass zehntausende von Touristen täglich einfielen und ein Bett bräuchten. Selbst der kleine Stadtpark Llao-Llao war komplett eingezäunt und mit Hotels, Cabañas und Ferienwohnungen zugepflastert. Eigentlich schade, es wäre landschaftlich ein nettes Fleckchen gewesen. Den Abstecher zur berühmten Colonia Suiza hätten wir uns jedoch schenken können. Von den Gründergebäuden gab es in dem kleinen Dorf nicht mehr viel zu sehen, nur noch lauter neue Häuser mit Restaurants, Schokoladen- und Andenkenläden. Aber vielleicht hatten wir in den zwei Straßen ja etwas übersehen.

Ein kleiner Seitenarm des Lago Nahuel Huapi...

...und das östliche Ende des Sees (am gegenüber liegenden Ufer ist San Carlos de Bariloche erkennbar)

Auf der Landbrücke zwischen dem Lago Perito Moreno Oeste (vorne) und dem Lago Nahuel Huapi (hinten) liegt das Hotel Llao-Llao

Nur 5 km von Bariloche ein schöner Platz mitten in der Natur...

...an einem kleinen Bach...

...umgeben von Bergen...

...mit blühenden Blumen und Disteln

Monte Tronador, 28. Februar bis 2. März 2010

Beim Lago Mascardi, im südlichen Teil des Nationalparks Nahuel Huapi, befanden sich die Hauptattraktionen, für die entsprechend auch Eintritt verlangt wurde. Die Pampa Linda, mit dem alles überragenden Monte Tronador, und die Cascada Los Alerces. Fast direkt an der Basis des Monte Tronador betrieb der Club Andina Bariloche (C.A.B.) einen kleinen Campingplatz und ein kleines Restaurant mit guter Küche, sodass wir unsere mitgebrachten Vorräte an Fleisch und Gemüse gar nicht benötigten. Wir hatten riesiges Glück mit dem Wetter. Die Sonne strahlte und als wir am Nachmittag ankamen, zeigte das Thermometer um die 32° an.

Der Lago Mascardi an der Playa Negra...

...und vom Mirador im Westen

Der Monte Tronador hinter dem Rio Manso Superior...

...und hinter der Pampa Linda

Am nächsten Tag war das Wetter immer noch herrlich und wir wollten etwas die Gegend erkunden. Aus dem großen Angebot an Wanderwegen wählten wir den kürzesten zum "Mirador Pampa Linda". Das Wörtchen Mirador hätte uns schon misstrauisch werden lassen sollen. In einem Talkessel konnte es schlecht ebenerdig zu einem Aussichtspunkt gehen. Dem entsprechend liefen wir durch die Pampa zum benachbarten Hügel und dann steil hinauf auf dessen Gipfel. Fix und fertig kamen wir oben an, schließlich waren wir die letzten Jahre mehr gefahren als gelaufen und entsprechend untrainiert. Aber der tolle Ausblick entschädigte uns für die Mühen. Nach 5 Stunden, also genau dem Doppelten der angegebenen 2½ Stunden, waren wir zurück und kamen gerade noch rechtzeitig für das Mittagessen im Restaurant.

Glubschi schläft noch auf dem Campingplatz

Durch dieses Tor führt der Weg hinauf zum Aussichtspunkt

Irgendwie hat die Spinne kein System beim Weben

Blaue Blümchen...

...und rosa Blümchen wachsen im Halbschatten

Was das wohl für ein Baum wird...

...vielleicht ein hoher...

...oder ein ganz hoher?

An den Bäumen...

...und durchs Unterholz flitzen Eidechsen

Die Pilze lassen wir lieber stehen, damit kennen wir uns nicht aus

Der kleine Käfer erscheint uns da ungefährlicher

Dann haben wir es endlich geschafft...

...die Pampa Linda liegt uns zu Füßen

Eigentlich wollten wir uns einen Tag Ruhe gönnen, aber der Ranger meinte, dass nach einem bewölkten heutigen Tag für die nächsten zwei Tage Regen zu erwarten sei. So packten wir zusammen und fuhren los, um den Ventisquero Negro (schwarzen Gletscher) und den Garganta del Diablo (einen Wasserfall) zu besichtigen. Wem jetzt das Garganta del Diablo bekannt vorkommt, der hat völlig Recht. Im Nationalpark Iguazú gab es einen gigantischen Wasserfall gleichen Namens.

Der Ventisquero Negro (links unten zu sehen)...

...mündet in einem Gletschersee und wird dort wieder weiß gewaschen

Wolken kommen und verschwinden wieder

Das ist er also, der Garganta del Diablo...

...und das Bächlein macht sich auf den Weg in die Pampa Linda

Auf dem Rückweg hat sich der Monte Tronador schon in Wolken gehüllt

Lago Roca, 2. März 2010

Nach einem letzten Mittagessen im Restaurant des C.A.B. fuhren wir weiter. Bevor das Wetter schlechter und kälter wurde, wollten wir lieber die Pampa Linda verlassen und uns in der Nähe der Cascada Los Alerces hinstellen, um das Wetter aussitzen. Auf dem Weg dorthin fingen wir an, an der Wettervorhersage zu zweifeln. Je weiter wir uns vom Monte Tronador entfernten, desto blauer wurde der Himmel. Als wir ankamen, trübte kein Wölkchen mehr den Himmel. Der Campingplatz am Lago Roca war etwas seltsam. Laut Schild am Eingang sollte er bis 12.4. geöffnet sein, aber er war total verlassen. Die Administration geschlossen, der Laden leergeräumt und die Gasflaschen abgeklemmt. Nur die Sanitäranlagen waren geöffnet und es gab fließend Wasser, wenn auch nur Kaltes.

Die Blumen hatten wir zwar schon, aber sie sind immer noch schön

Ein kleiner Wald aus toten Bäumen

Am Lago Los Moscos noch mehr tote Bäume

Kurz vor dem Campingplatz ein Fingerhut

Der Wetterbericht lag zum Glück total daneben. Von Regen keine Spur und die paar Wolken am Morgen verzogen sich recht schnell. So konnten wir die Cascada Los Alerces besichtigen und uns auf den Weg in Richtung Süden machen. Das war es dann mit den Nationalparks Lanin und Nahuel Huapi. Wir hatten uns viel Zeit genommen, richtig Glück mit dem Wetter gehabt und einiges gesehen. Ein komplett anderes Patagonien als wir es letztes Jahr auf dem Weg nach Feuerland erlebt hatten. Kaum Wind, viel Grün und reichlich Seen und Berge.

Morgens hängen noch Wolken über dem Lago Roca

Der Rio Manso bahnt sich seinen Weg durch dichten Wald

Hier noch ein kleiner Wasserfall zur Einstimmung...

...und schon sind wir an der Cascada Los Alerces...

...durch die das Wasser tost...

...bevor es ruhig zum Lago Steffen weiterfließt

Noch ein letzter Blick auf den Lago Los Moscos