Bei Pullman dachte ich zuerst an die Pullmansitze auf den griechischen Fähren oder an den Mercedes-Benz 600 Pullman mit dem sich deutsche Kanzler chauffieren ließen. Ich hatte mich stets gewundert, woher die Bezeichnung stammte. Von den Schlafwägen für die Eisenbahn, die George Pullman ab 1864 in der Nähe von Chicago in Serie fertigte. Weit vor dem Ford Modell T, dessen Serienfertigung erst 1908 startete. Aber er baute die Schlafwägen nicht nur, er vermietete sie mitsamt Personal an die Eisenbahnlinien. Da George ein Feind von Gewerkschaften war, dachte er über andere Möglichkeiten nach, wie er die Arbeiter an seine Firma binden konnte, obwohl er vergleichsweise niedrige Löhne bezahlte. Daher baute er modern ausgestattete Häuser (mit fließendem Wasser und Abwasser), eine Kirche, eine Schule, eine Bibliothek und eine Shopping Mall. Also eine richtige kleine Stadt. Natürlich nicht aus Selbstlosigkeit. Die Häuser und die Läden in der Mall mussten gemietet werden und selbst die Kirche musste bei Nutzung bezahlt werden. In der Depression von 1893 brach die Nachfrage nach den luxuriösen Schlafwägen ein und daher kürzte Pullman die Löhne der Arbeiter um 25%, während die Mieten der Häuser nicht sanken. Das führte im Mai 1894 zu längeren Streiks. Ab den 1940ern wurde die Belegschaft immer kleiner, weil die Bahn von Autos und Flugzeugen abgelöst wurde. In 1981 wurde der letzte Bahnwagen für Amtrak gebaut, danach wurde das Werk geschlossen.
Chicago (Pullman NHP, Emmett Till NM)