Gegen 16:00 Uhr waren wir am vereinbarten Steg, von dem aus Gisbert uns mit seinem kleinen Dinghi in vier Fuhren zur Santana brachte. Neben uns waren noch vier Engländer an Bord: Sam & Charlie, Mutter und Tochter die sich in Kolumbien trafen, sowie Kat und Marc, zwei Einzelreisende die sich für diesen Törn verabredet hatten. Wir hatten uns bereits am Abend zuvor in deren Hostel getroffen und ich fand die Truppe sofort sympathisch. Wie sich heraus stellte, waren es diese vier, die ebenfalls storniert hatten. Charlie hatte sich am Bein verletzt und musste geröntgt werden. Es war zum Glück nichts Ernstes und so konnten sie für den 9. wieder buchen. Kaum waren alle an Bord, gab es die ersten Probleme. Das Boot hatte ein seltsames Layout: in jedem Bug gab es eine Kabine für 3 bzw. 4 Personen und ansonsten nur einen großen Raum mit Tisch, 4 Doppelbetten und 1 Etagenbett über dem mittleren Doppelbett. Gisbert hatte für die Engländer die Kabine für 4 Personen geplant, aber Sam war klaustrophobisch und konnte nicht mal in die kleine Kabine hinab klettern. Ich bot ihr sofort mein Etagenbett an, aber das war keine Lösung. Bei Seegang konnte höchstens eine schlanke Person dort schlafen, sonst bestand Gefahr, dass man heraus fiel. Und Sam war nicht direkt schlank. Aus Sicherheitsgründen wollte Gisbert auf hoher See die Kinder nicht in der Kabine haben, also musste die Familie in der Kajüte bleiben. Das einfachste wäre gewesen, wenn entweder Werner & Heidi oder Kurt & Michele in die zweite Kabine gezogen wären. Das lehnten beide rundweg ab, da die Kabine nur über eine steile Treppe zu erreichen und soooo weit – immerhin 15 m – von den Toiletten entfernt war. Stattdessen legten sie sich lieber demonstrativ auf ihre Betten, damit ja keiner wagte sich darauf zu setzen. Was für egoistische Arschlöcher! Nach langem hin und her ging ich allein in die zweite Kabine, Morgane teilte sich ein Doppelbett mit ihren Kindern Lukas & Hugo, Philippe schlief im Etagenbett und Sam & Charlie belegten das Doppelbett darunter. Werner & Heidi sowie Kurt & Michele waren schön blöd, die Kabine war der beste Platz an Bord: es schaukelte kaum, war kühler als in der Kajüte und ich hatte einen Raum ganz für mich – fast, im zweiten Bett schlief die Zweimann-Crew in Schichten.
Um 18:00 Uhr legten wir endlich ab und segelten mit Motorunterstützung die nächsten 38 Stunden zu den San Blas Inseln. Die ganze Nacht, den folgenden Tag und eine weitere Nacht bis morgens um 8:00 Uhr. Selbst auf hoher See gab es einiges zu sehen: am Vormittag entdeckte eine Gruppe von Delphinen unser Boot, sprangen neugierig aus dem Wasser und spielten vor dem Bug im Wasser; am Nachmittag glitten Schwärme von fliegenden Fischen knapp über der Wasseroberfläche dahin. Der Tag verging wie im Fluge und die Nächte verschliefen wir eh. Als wir vor einigen Inseln den Anker warfen, wollten die Engländer etwas Karibikfeeling auf das Boot bringen und machten mit einem iPod und einem kleinen extra Lautsprecher Musik – kolumbianischen Salsa und nicht allzu laut. Wie konnten sie es bloß wagen! Das rief sofort die beiden Muppets Werner & Kurt auf den Plan, nach deren Meinung so ein Segelschiff ein Totenschiff zu sein hatte! Wie gewohnt setzten beide ihre Meinung ohne Rücksicht auf die anderen durch, indem sie Charlie anbrüllten, sich an deren Equipment vergriffen und die Musik abstellten. Zu schade, dass ich gerade beim Schnorcheln war, ich hätte den beiden Idioten liebend gerne kräftig auf die Finger geklopft. Als ich zurück kam war die Stimmung mies und nach dem Mittagessen legten sich Werner & Heidi sowie Kurt & Michele in ihrer gewohnten Leichenstarre auf ihre Betten und glotzten in ihre iPads und Notebooks. Was für Langweiler! Da schwamm ich lieber zu den Engländern hinüber, die sich auf einer der Inseln mit guter Musik, reichlich Bier und Rum eingerichtet hatten, und verbrachte einen schönen Nachmittag am Strand mit planschen in der Brandung. Erst als es dämmerte schwammen wir zurück, wo die anderen noch immer in ihren Betten lagen und in ihre iPads und Notebooks glotzten.
Nach dem Frühstück ging es zu den nächsten Inseln und nach einer Runde Schnorcheln, einem schnellen Mittagessen und einer weiteren Runde Schnorcheln schloss ich mich wieder den Engländern an, die es sich am Strand im Schatten einiger Büsche gemütlich gemacht hatten. Abgesehen von einem kurzen Ausflug zu dem kleinen Indio-Dorf auf der Insel verbrachten die Spacken den Tag wieder liegend in der Kajüte. Selbst die Crew langweilte sich in der Stille zu Tode. Als ich nach dem Mittagessen kurz alleine auf dem Boot war, meinte ich zur Crew, jetzt könnten wir doch Musik machen. Begeistert warfen sie die 5.1-Anlage an und legten etwas kolumbianische Musik auf. Da kam richtig Karibikfeeling auf. Bis die anderen zurück kamen. Dann herrschte wieder Stille.
Schade, die schöne Zeit auf den Inseln neigte sich dem Ende. Nach dem Frühstück lichteten wir den Anker und machten uns auf den Weg nach El Porvenir, wo die Tour endete und die Engländer ausstiegen. Unterwegs legten wir einen kurzen Halt bei einem Wrack ein, um zu schnorcheln. In El Porvenir befand sich die Immigration und nach kurzen Formalitäten waren wir offiziell eingereist und hatten den panamaischen Stempel im Pass. Die Engländer blieben auf der Insel, während wir bis Puerto Lindo weiter fuhren, von wo es mit dem Bus 1½ Stunden bis Colon waren, wo hoffentlich schon Glubschi auf mich wartete.