Twin Lakes, 7. bis 13. Juli 2021
Nach der ganzen Hektik in den letzten 1½ Monaten hatten wir uns eine ausgedehnte Pause verdient. Ein Teil unserer Wintergruppe stand nicht weit von uns entfernt in der Nähe von Leadville und wir beschlossen uns ihnen zumindest für die nächsten Monate anzuschließen, bis wir nach Phoenix mussten um Sara & Yoda zuzulassen, die neue Matratze abzuholen und die Markise reparieren zu lassen. Bis dahin hatten wir genug Zeit, uns an das neue Leben im kleineren Wohnwagen zu gewöhnen.
Am 11. Juli kam eine Crew vom Auslandsjournal des ZDF, um Randy zu interviewen und den Alltag der Gruppe zu zeigen. Als sie merkten, dass Ariane und ich Deutsche waren, wollten sie uns beide separat auf Deutsch interviewen und sogar Aufnahmen von uns in unserem neuen Zuhause machen. Darauf waren wir nicht vorbereitet und eigentlich wollten wir das gar nicht, aber wir ließen es trotzdem geschehen. Wahrscheinlich rührte das Interesse an einer Gruppe von Leuten die in Wohnmobilen lebten daher, dass in Deutschland der Film Nomadland angelaufen war.
Dunn Ditch, 13. bis 20. Juli 2021
Allmählich fühlten wir uns bereit etwas wegen MHC Kenworth zu unternehmen. Wir hatten zwischenzeitlich recherchiert und Ariane hatte sogar Kontakt mit einem Anwalt aufgenommen. Der bestärkte uns in der Meinung, dass MHC Kenworth nicht nur den Schaden an unserem Wohnmobil sondern auch die gestohlenen Sachen ersetzen musste. Wir hatten die notwendigen Dokumente für eine Klage am Small Claims Court vorbereitet und fuhren am 19. Juli nach Pueblo, um die Papiere beim Gericht abzugeben. Die Sachbearbeiterin meinte, dass der Small Claims Court nur Fälle bis $7.500 verhandeln würde und wir auf die Differenz zu unserem Schaden von $12.000 verzichten müssten. Das war uns klar und wir hatten uns damit abgefunden. Sie machte den Vorschlag, dass wir die Klage beim County Court einreichen sollten. Dort wurden Fälle bis $25.000 verhandelt und wir konnten ebenfalls ohne Anwalt erscheinen. Bis auf die etwas höhere Gebühr unterschieden sich die beiden Gerichte kaum. Der Small Claims Court war eher dafür gedacht ohne Anwalt zu erscheinen, aber beim County Court waren auch 60% der Fälle ohne Anwalt. Sie gab uns die notwendigen Dokumente und wir füllten sie vor Ort handschriftlich aus.
Shavano Wildlife Area, 21. Juli bis 4. August 2021
Auf dem Weg zum nächsten Stellplatz war ein steiles Stück mit starken Auswaschungen und mehreren großen Steinen. Mit Harry wären wir niemals dort gefahren. Mit unserem neuen Gespann war das was anderes. Ich schaltete Yoda in die Geländeuntersetzung und dann ging es mit Allrad im Schritttempo langsam durch das schlechte Stück. Sara schunkelte zwar etwas, aber im Innenraum war fast nichts verrutscht. Da war auf den kurvigen Bergstraßen mehr Unordnung entstanden.
Mt. Antero Meadows, 4. bis 19. August 2021
Unsere kleine Gruppe wurde immer größer. Leute kamen, Leute gingen, noch mehr Leute kamen. Zwischenzeitlich waren es 13 Camper mit 18 Leuten. Eine ganz schön große Gruppe, wenn man weiter zog und einen neuen Stellplatz brauchte. Da jeder schnelles Internet haben wollte, musste man vorher den nächsten Platz überprüfen, um zu sehen ob es genug Platz gab und ob es guten Empfang für Verizon, AT&T sowie T-Mobile gab. Gar nicht so einfach.
Am 18. August hatten wir unseren ersten Gerichtstermin. Wir wussten bereits dass nicht viel passieren würde. Die Gegenseite hatte eine Antwort geschickt und es ging bloß darum einen Termin für die Hauptverhandlung zu finden. Die Gerichtsdienerin schlug den 16. September vor, was uns passte. Nur der Vertreter von MHC Kenworth war dagegen, sein Chef hatte da bereits einen Termin. Daraufhin schlug die Gerichtsdienerin den 5. Oktober vor, was uns zu spät war. Also warteten wir auf den Richter. Der fragte, ob eine der Parteien einen Anwalt nehmen würde. Wir verneinten und der Vertreter von MHC Kenworth meinte, dass sein Chef sich überlegte einen Anwalt zu schicken und eine Entscheidung bis Montag fallen sollte. Daraufhin machte der Richter einen Termin für nächsten Mittwoch, bis wann die Gegenseite sich klar werden sollte, ob sie einen Anwalt schicken würde oder nicht. Also mussten wir eine Woche warten, bis wir einen Termin für die Verhandlung bekamen.
Shavano Wildlife Area, 19. bis 31. August 2021
Am 25. August hatten wir unseren zweiten Gerichtstermin. Dieses Mal war der Zweigstellenleiter von MHC Kenworth gekommen. Der Richter fragte, ob wir eine Mediation wollten. Das verneinten wir, da unsere Vorstellungen zu weit auseinander lagen. Unser Schaden war $12.000 und der Zweigstellenleiter hatte uns nach einigem Streit $600 geboten. Wir schilderten was wir alles versucht hatten und der Richter stimmte zu, dass in diesem Fall wohl eine Verhandlung notwendig war. Dann machte er den Zweigstellenleiter darauf aufmerksam, dass dies nicht der Small Claims Court sondern der County Court war. Deshalb könne er die Firma nicht vertreten. Sollte er als Vertreter zur Verhandlung erscheinen, würde MHC Kenworth den Fall automatisch verlieren. Entweder musste MHC einen Firmenanwalt schicken oder er musste eine offizielle Bestätigung bringen, dass er berechtigt war die Firma zu vertreten. Wir konnten richtig sehen, dass er total verwirrt war. Wie? $12.000 Schaden? Vor dem County Court? Ein Anwalt war zwingend? Der Richter verkündete, dass die Verhandlung am 8. Oktober stattfinden und wahrscheinlich zwei Stunden dauern würde.
Zwei Stunden später rief uns der Zweigstellenleiter an. Ob wir nicht an einem außergerichtlichen Vergleich interessiert wären. Ob unser Angebot von $1.200 noch gelten würde. Wir machten ihm klar, dass wir durchaus an einem außergerichtlichen Vergleich interessiert wären, aber der Betrag von $1.200 vom Tisch sei. Der Zug war abgefahren. Darauf fragte er, ob wir $3.500 in Betracht ziehen würden. Anscheinend hatte er darauf spekuliert, dass wir uns mit der Hälfte der beim Small Claims Court maximalen $7.500 zufrieden geben würden. Wir meinten, dass unser Schaden bei $12.000 lag, davon alleine $2.000 für die Reparatur der Stauraumverschlüsse. Wir würden mindestens die Reparaturkosten plus die Hälfte der gestohlenen Sachen erwarten, also $7.000. Seine Antwort war, dass er das mit seinen Vorgesetzten klären müsse und sich wieder melden würde.
Mt. Antero Meadows, 31. August bis 14. September 2021
Nach einer Woche meldete sich der Zweigstellenleiter wie versprochen wieder. Seine Vorgesetzten hätten ihm das Ok für $5.000 gegeben, ob das für uns akzeptabel wäre? Wir lehnten ab. Wir erklärten ihm, dass wir vor dem Gang zum Gericht mit einem Anwalt geredet hatten, der auf Verbraucherrecht spezialisiert war. Der hatte erklärt, dass uns nicht nur die Reparaturkosten sondern der gesamte entstandene Schaden zustand. Außerdem machten wir ihn darauf aufmerksam, das es sicher unterhaltend wäre, zu sehen wie er dem Richter erklärte, dass – wie in seiner Antwort an das Gericht geschrieben – die Reparatur abgeschlossen war, während die Rechnung klar sagte, dass das Fahrzeug für einen Kostenvoranschlag dort gelassen wurde. In Anbetracht dessen sei der Betrag von $7.000 durchaus angemessen gewählt. Um unseren guten Willen zu zeigen, schlugen wir vor, dass er sich von seinen Vorgesetzten ein Ok für $6.000 holen sollte. Mit der Hälfte des Schadens wären wir zu einem außergerichtlichen Vergleich bereit. Er versprach uns sich wieder zu melden.
Historic St. Elmo, 7. September 2021
Iron City Cemetery, 7. September 2021
Shavano Wildlife Area, 14. bis 29. September 2021
Nachdem sich der Zweigstellenleiter nicht mehr gemeldet hatte, riefen wir ihn am 17. an. Er meinte, dass seine Vorgesetzten sehr beschäftigt seien und bisher keinen Entschluss gefasst hätten, der über die $5.000 hinaus ging. Wir erklärten ihm, dass wir am nächsten Montag zum Gericht fahren würden, um die Vorladungen für die Zeugen zu bekommen. Da das für uns zusätzliche Kosten und Aufwand bedeutete, sei danach ein außergerichtlicher Vergleich nur noch für $7.000 möglich. Er wendete ein, dass bereits Freitag sei und er nichts mehr erreichen könne und fragte ob wir ihm bis Montag Zeit geben könnten. Um unseren guten Willen zu zeigen, stimmten wir zu, machten ihm aber klar, dass er nicht versuchen sollte auf Zeit zu spielen. Falls wir bis Montagabend keine Zustimmung haben sollten, würden wir am Dienstag zum Gericht fahren und danach würde der Betrag für eine Einigung auf $7.000 steigen.
Wir sind erst am Donnerstag den 23. September zum Gericht gefahren und auch nicht um Zeugen vorzuladen, sondern um Dokumente anzufordern. Die Dokumente hatten wir bereits am Mittwoch per eMail angefragt, aber darauf reagierte der Zweigstellenleiter mal wieder nicht. Die Lesebestätigung zeigte uns, dass er die eMail nach ein paar Minuten gelesen hatte, aber er hielt es nicht für erforderlich uns wie gebeten den Eingang zu bestätigen. Daher verliehen wir dem ganzen mit einer gerichtlichen Anfrage etwas Nachdruck.