Der Highway 170 von Terlingua, am Rand des Big Bend NP, bis Presidio, dem Grenzübergang nach Mexiko, entlang des Big Bend Ranch SP, galt als eine der schönsten Strecken in Texas und war wirklich spektakulär. Eine kleine, gewundene Straße, die bergauf und bergab führte und wo man auf den Kuppen der Hügel das Gefühl hatte ins Nichts zu fahren, weil man die hinab führende Straße nicht mehr sehen konnte. Ab und an konnte man einen Blick auf den Rio Grande erhaschen, der träge durch die Täler und Schluchten floss. Mit einem Wort: eine ganz tolle Route.

Das nenne ich mal eine stilvolle Raststelle…
…mit einem genialen Ausblick
15% Steigung, das maximal in den USA erlaubte
Ach wirklich?…
…darauf wäre ich jetzt nicht gekommen

Nach 1.230 km war ich endlich wieder zurück in Aguascalientes. Zwar etwas zu früh für den Día de los Muertos, aber die Zeit konnte ich nutzen, um etwas an Glubschi zu arbeiten. Abschmieren war wieder mal fällig und wenn ich schon unten lag, konnte ich auch gleich prüfen, ob die Schrauben der Kofferaufhängung richtig angezogen waren. Also den Drehmomentschlüssel geholt und die üblichen 95 Nm eingestellt. Die erste Schraube – fest. Die zweite Schraube – fest. Die dritte Schraube – abgerissen. Die vierte Schraube – abgerissen. Ok, das war nun genug. Bei den restlichen Schrauben wollte ich nicht riskieren, dass die auch noch abreißen. So gerissene Schrauben waren nichts neues, bisher konnte ich immer mit der abgerissenen Schraube den im Gewinde verbliebenen Stummel weiterdrehen, bis er aus dem Gewinde heraus in den Kofferboden fiel. Dazu musste ich nur die Unterlegscheibe und den Sprengring entfernen und mit der Schraube den Stummel weiterschrauben. Diesmal klappte das nicht! Bei der ersten Schraube drehte sich der Stummel weiter, aber als die Schraube bis zum Anschlag drin war, fiel der Stummel nicht aus dem Gewinde heraus. Anscheinend war die Schraube ein Stück zu weit hinten gerissen. Bei der zweiten Schraube bewegte sich der Stummel gar nicht, so sehr ich mich auch bemühte.

Da brauchte ich wohl Hilfe. Zum Glück stand ich bei einem Hotel. Bei der Rezeption fragte ich, wo es eine Werkstatt gebe, die abgerissene Schrauben entfernen könne. Der Rezeptionist ging mit mir zu einer nahe gelegenen Werkstatt, die das nicht konnten, aber uns zu einem Dreher schickten. Der konnte das zwar auch nicht, schickte uns aber zu einer weiteren Werkstatt, die nicht das nötige Werkzeug hatte. Die empfahlen uns eine Werkstatt, die sich auf abgerissene Schrauben spezialisiert hatte. Nachdem wir insgesamt etliche Kilometer gelaufen waren, kamen wir endlich am Ziel an, erklärten dem Mechaniker das Problem und der fuhr mit uns und seinem Werkzeug zurück zum Hotel. Dort stellte er fest, dass die Schraubenreste nicht so einfach zu entfernen seien und ich besser am nächsten Tag in seine Werkstatt kommen solle.

Am nächsten Morgen stand ich in der Früh vor seiner Werkstatt und er machte sich gleich an die Arbeit. Die zweite Schraube – wo sich der Stummel nicht bewegen wollte – bohrte er mittig an und bekam sie mit einem Schraubenausdreher (eine Art links drehendes, konisches Gewinde) locker raus. Die erste Schraube war ein größeres Problem. Dazu musste zuerst der Tank ein Stück bewegt werden und dann funktionierte der Trick mit dem Schraubenausdreher nicht mehr. Wahrscheinlich hatte ich den Stummel zu weit hineingedreht. Nach einer Stunde des Probierens meinte ich, er solle einfach den Stummel weiterdrehen und in den Kofferboden reinfallen lassen. Das ging aber auch nicht mehr. Also hat er den Stummel mit drei Bohrungen so löchrig wie einen schweizer Käse gemacht und ihm mit einem Durchschlag einen kräftigen Schlag verpasst. Schon war er weg. Damit die neue Schraube von der Aktion keinen Schaden bekommen würde, zogen wir los und besorgten einen Gewindeschneider, mit dem er das Gewinde nachschneiden konnte. Der Laden hatte auch passende Schrauben, wovon ich gleich 15 Stück kaufte. Zwölf, um alle Schrauben, bis auf Zwei die schwer erreichbar waren, zu wechseln und drei als Reserve. Beim Wechsel der Schrauben stellte der Mechaniker dann fest, dass 95 Nm eigentlich viel zu viel wären. Ich solle die Schrauben lieber nur mit 65 Nm anziehen. Geschafft! Nun dürfte ich die nächsten Jahre hoffentlich kein Problem mehr mit abreißenden Schrauben haben. Weil ich gesehen hatte, dass der Mechaniker seine benötigten Bohrer selbst geschliffen hatte, ließ ich ihn noch gleich mein ganzes Bohrerset schleifen, während ich das Geld aus der Wohnung holte.

Die Vorbereitungen für den Día de los Muertos liefen langsam an

Día de los Muertos, 2. November 2014

Der Día de los Muertos war einer der wichtigsten Feiertage in Mexiko und wurde im ganzen Land gefeiert. In Aguascalientes sollte das Fest angeblich am besten sein und deshalb wollte ich es unbedingt erleben. Im Veranstaltungskalender gab es auch ein tolles Programm, in dem alle Attraktionen gelistet waren. Leider habe ich irgendwie übersehen, dass der große Umzug bereits am Vortag des Feiertags stattfand und es am heutigen Tag nur noch ein extra Volksfest bei der Isla San Marcos gab, dem großen Vergnügungspark am Stadtrand.

Ein riesiger Vergnügungspark mit See, Zipline, Achterbahn, Riesenrad und Veranstaltungszelt
Was war das denn für eine Schmiererei am Boden…
…wie geil, von der richtigen Stelle gesehen wirkte das räumlich
Ein klasse Foto…
…und das Gemälde war fotorealistisch
Zur Feier des Tages eine Mariachi-Band…
…und traditionell gekleidete Tänzer
Der Blick über den See in der Dämmerung…
…und nachts
Die Musik gefiel mir zwar nicht, aber die Lautstärke war ohrenbetäubend und der Klang umwerfend
Aguascalientes