Etwa 1½ Stunden nachdem ich Zacatecas verlassen hatte, überquerte ich den Wendekreis des Krebses und verließ damit offiziell die Tropen. Allerdings bemerkte ich das nur, weil dort ein Monument stand. Die Landschaft hatte sich bereits kurz hinter Zacatecas in eine karge Steppe verwandelt. Keine Bäume mehr und nur noch Sträucher sowie seltsame Palmen. Aber wie schon seit Oaxaca im Süden Mexikos immer noch um die 2.000 m Höhe. Was für eine riesige Hochebene, fast 1.600 km andauernd zwischen 2.000 und 2.500 m Höhe, mit kleinen Bergen, die zwischendrin überquert werden mussten. Hinter Saltillo ging es zügig hinab auf etwa 300 m Höhe und es wurde unerträglich heiß und schwül. Was für eine Umstellung, eben noch 30° bei 50% Luftfeuchtigkeit und nun 40° bei 80% Luftfeuchtigkeit.
Für die Einreise in die USA wählte ich den Übergang bei Colombia, ein paar Kilometer westlich von Laredo gelegen. Kein besonders kluger Entschluss, denn hier warteten alle Mexikaner, die in die USA wollten. Die Amis machten natürlich alles anders. Zuerst wurde Glubschi durchsucht, dann geröntgt, dann nochmals durchwühlt, während ich in einiger Entfernung warten musste, da der Zöllner darauf bestand, dass er alleine im Fahrzeug war. Das gefiel mir gar nicht! Als alles erledigt war, durfte Glubschi in die USA, ohne irgendwelche temporären Importpapiere, wie es in Lateinamerika üblich war. Ich durfte mich in die Schlange hinter all den Mexikanern einreihen und 2½ Stunden in der Hitze warten, bis ich endlich dran kam. Dann ging alles ganz flott, ein paar Fragen beantworten – wo ich her kam, wo ich hin wolle, was ich in den USA mache, wie ich das alles finanziere, usw. –, alle zehn Finger auf den Fingerabdruck-Scanner legen, $6 Gebühr bezahlen und Stempel in den Pass. Nicht viel anders als an den Grenzen in Zentralamerika, vielleicht ein paar Fragen mehr und die albernen Fingerabdrücke. Das hatte ich mir schlimmer vorgestellt.
Obwohl es bereits 17:40 Uhr war, fuhr ich noch die 215 km bis Uvalde, da ich keinen vernünftigen Stellplatz fand. Somit hatte ich an einem Tag 548 km zurückgelegt und eine Grenze passiert. Das war ein Rekord und dem entsprechend war ich fix und tot als ich gegen 21:00 Uhr beim Campingplatz ankam. Natürlich hatte die Rezeption bereits geschlossen, aber sie hatten wenigstens zwei Plätze für spät Anreisende frei gehalten.
Endlich in den USA. Es standen bereits einige Dinge auf meiner Einkaufsliste und nun konnte ich im Internet bestellen und zum Campingplatz liefern lassen. Dabei fiel mir auf, dass der Standardversand in den USA extrem träge war. In Deutschland wird meistens am nächsten Tag geliefert, wenn man bis 15:00 Uhr bestellt. In den USA muss man für den gleichen Service einen hohen Aufpreis zahlen. Da ich genug Zeit hatte, ließ ich mir alles kostenlos zuschicken, was bis zu einer Woche dauerte. In den USA gab es drei große Dienste: UPS, Fedex, USPS (United States Parcel Service, entspricht der Deutschen Post). Die Läden benutzen dabei drei verschiedene Varianten des Versands:
- UPS, Fedex: UPS bzw. Fedex holt das Päckchen beim Sender ab und liefert es direkt zum Empfänger.
- UPS Mail Innovations, Fedex Smartpost: UPS bzw. Fedex holt das Päckchen beim Sender ab und transportiert es bis zum USPS Verteilzentrum, das für den Empfängerort zuständig ist. Danach wird das Päckchen von USPS zum Zielort gebracht und zum Empfänger geliefert.
- UPS SurePost: UPS holt das Päckchen beim Sender ab und transportiert es bis zum Postamt im Zielort. Von dort wird es von USPS zum Empfänger geliefert. Manchmal liefert UPS allerdings direkt bis zum Empfänger, wenn es auf der Route des UPS-Zustellers liegt.
Einen Versand rein durch USPS gab es überhaupt nicht, weil es viel zu lange dauern würde. Die Bestellung bei B&H wurde direkt von UPS geliefert, während die Bestellung bei Amazon in drei Pakete geteilt wurde, die über UPS Mail Innovations, Fedex Smartpost und UPS SurePost zugestellt wurden. Obwohl die Pakete von Amazon zu verschiedenen Zeiten aufgegeben und auf unterschiedlichen Routen transportiert wurden, kamen sie gleichzeitig an.
Während ich auf die Pakete wartete, lief ich zu Walmart und kaufte mir eine Klimaanlage, wie sie normalerweise in Fenstern montiert wird. Diese Klimaanlage passte genau in den Fahrerhausdurchgang und schaffte es, meine Wohnung angenehm kühl zu halten. Obwohl ich auf dem Campingplatz die meiste Zeit des Tages im Schatten eines Baums stand, war es unerträglich heiß und schwül und auch nachts kühlte es kaum ab. Ohne Klimaanlage war es definitiv nicht auszuhalten.