Nach ziemlich genau fünf Monaten war es Zeit unsere kleine Gruppe zu verlassen. Zusammen hatten wir den Sturm der Covid-19 Krise ausgesessen. Dank ihnen hatten wir die Auswirkungen des Shutdowns kaum mitbekommen. Wir fuhren alle zwei und manchmal auch erst alle vier Wochen zu einem neuen Stellplatz, füllten alle 14 Tage unseren Kühlschrank und leerten unsere Abwassertanks und verbrachten die Zeit ansonsten gemeinsam. Tagsüber spielten wir Spiele und abends sahen wir Filme oder Serien in CBs Airstream. Täglich machten wir einen kleinen Spaziergang, um in Bewegung zu bleiben. Während alle anderen in ihren Häusern fest steckten, konnten wir die Natur genießen.
Wie erwartet hielten die Amerikaner den Shutdown nicht länger als zwei Monate durch, bevor der Druck durch 40 Millionen Arbeitslose zu groß wurde. Schließlich gab es in den USA so gut wie kein soziales Netz und viele Leute hatten die Wahl entweder zu hungern oder krank zu werden. Wirklich keine beneidenswerte Situation! Für uns bedeutete das jedoch, dass ab Ende Mai die National Parks und National Monuments langsam wieder anfingen auf zu machen. Das hieß, unsere Reisesaison konnte endlich beginnen. Mitte Juni war auch ein guter Startzeitpunkt, vorher war es in Utah noch deutlich zu kalt.
Auf dem Weg zu unserem Stellplatz hörten wir auf einmal ein komisches Flop, Flop, Flop… Es fing an kurz nachdem wir unsere Abwassertanks geleert hatten und auf den I40 gefahren waren. Ariane konnte den Ursprung in der Nähe des Boilers lokalisieren, der über den Hinterrädern auf der Fahrerseite lag. Ich hielt umgehend auf der Standspur und lief um das Wohni herum. Der Unterboden sah gut aus. Das äußere der beiden Hinterräder sah ebenfalls gut aus. Aber halt! Was war das für eine komische Gummimasse, die sich um das Kabel von den Solarpaneelen gewickelt und es zur Hälfte durchtrennt hatte? Hatten wir was auf der Straße eingesammelt? Das innen liegende Hinterrad sah eigentlich gut aus. Ich tastete entlang der zum Rahmen liegenden Kante des Reifens und spürte Unebenheiten. Ein ganzer Streifen der Lauffläche hatte sich gelöst und um das Kabel gewickelt.
Da wir seit zwei Jahren eine Pannenhilfe hatten, machte ich mir nicht die Mühe den Reifen selber zu wechseln. Wir riefen einfach die Notfallnummer an, schilderten unsere Lage und ließen uns jemanden schicken. Zwei Stunden nach dem Anruf war das ebenfalls nicht mehr gute Ersatzrad montiert und wir fuhren langsam nach Flagstaff, wo wir bereits einen Händler rausgesucht hatten, der zwei von unseren gewünschten Reifen hatte.
Am nächsten Morgen reparierte ich zuerst das beschädigte Solarkabel. Danach warteten wir zwei Stunden darauf, dass sich jemand um uns kümmerte. Als der Mechaniker endlich kam, stellte er fest, dass er seinen altertümlichen riesigen Wagenheber nicht unter unser Wohni bekam. Ich schlug ihm vor, dass er einen Flaschenwagenheber benutzen sollte, wie es die anderen Firmen machten. Das lehnte er ab, weil es ihm zu unsicher war. Was für ein Idiot!
Also kauften wir nur die Reifen – einer von 2018, der andere von 2015 und ein etwas anderes Modell als versprochen. Ganz schön alt, aber ich bekam wenigstens einen Rabatt. Damit fuhren wir zu einem anderen Laden, der uns empfohlen wurde. Dort hieß es dann, dass er die Reifen zwar montieren, aber nicht wuchten könne. Aber er wüsste einen Laden, der beides könne. So kamen wir zum Southern Tire Mart, von dem ich begeistert war. Sie hatten genau die Reifen die wir haben wollten, nur sechs Monate alt und auch noch billiger. Ariane fuhr mit RAVi direkt zum ersten Laden zurück, drückte ihnen die Reifen wieder in die Hand und bekam den Kaufpreis erstattet. Weil der Laden so günstig war, ließen wir sie gleich noch einen neuen Ersatzreifen montieren, für den sie uns einen noch besseren Preis machten. Das beste: sie verwendeten einen Flaschenwagenheber wie alle anderen Läden. Denen war das wohl nicht zu unsicher.
Da wir im Coconino NF einen wunderschönen Stellplatz mit toller Aussicht und angenehmen Temperaturen hatten, der nur einen knappen Kilometer vom Eingang zum Walnut Canyon NM entfernt lag, wollten wir die maximal erlaubte Zeit von 14 Tagen voll ausnutzen. Während der Zeit öffneten auch immer mehr Nationalparks.